Eines der umstrittenen Panele im Ulysees-Comic.

Grafik: Throwaway Horse

Eigentlich wird die Frage, ob James Joyce literarisches Meisterwerk "Ulysses" als "obszön" zu bezeichnen ist, selbst in den USA seit 1933 mit einem klaren "Nein" beantwortet - damals hatte ein Bundesgericht die Auslieferung nach längeren Streitigkeiten doch noch genehmigt. Nichtsdestotrotz birgt Joyce' Roman offenbar auch noch Jahrzehnte später das Potential für angeregte Diskussionen, wie die immer aufmerksamen WächterInnen des Apple App Stores nun belegen.

Nacktheit

Wie die New York Times berichtet hat das Unternehmen eine für das iPad ausgelegten Comic-Fassung der "Ulysses" bei dessem Anbieter beanstandet, der Grund: Der Vorlage entsprechend waren in einigen Bildern vollständig nackte Menschen zu sehen, neben weiblichen Brüsten gab es gar einen Penis zu bestaunen, ein Umstand durch den Apple die Regeln des eigenen Online-Ladens verletzt sah.

Modifikationen

Also musste man beim Comic-Hersteller "Throwaway Horse" erneut die Federn für eine Überarbeitung der "Ulysses Seen" genannten Fassung spitzen. Laut dem Unternehmen zeigte sich Apple dabei vor allem in Hinblick auf eine Szene recht rigide, so wurde der Vorschlag die weiblichen Brüste der "Milk Lady" mit Blättern zu bedecken als unzureichend abgelehnt, statt dessen musste man das entsprechende Bild zur Gänze entfernen.

Zensur

Eine Vorgehensweise die wenig überraschend rasch KritikerInnen auf den Plan gerufen hat, so kritisiert man etwa beim vom Slate-Magazin herausgegebenen "The Big Money", dass es vollkommen unverständlich sei, warum Apple hier selbst härter als die US-Gerichte agiert. Die Comic-ZeichnerInnen werden sich jedenfalls über die kostenlose Publicity freuen, auch wenn es ihnen kein Geld einbringen wird, ist ihr Werk doch vor allem als Lernhilfe für StudentInnen entstanden und kostenlos verfügbar. Auf der zugehörigen Webseite finden sich übrigens Teile des Ulysses-Comics ebenfalls - dort allerdings gänzlich unzensiert. (red, derStandard.at, 14.06.10)