Vorsitzende der Taskforce zum Thema Gender-Gerechtigkeit soll die Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, Karin Gutierrez-Lobos, werden.

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Wien - Österreichs Universitäten sind männlich. Zumindest an der Spitze. Von den 21 öffentlichen Unis werden genau null von einer Frau geleitet. Zwei potenzielle Rektorinnen wurden laut Bundes-Gleichbehandlungskommission diskriminiert. Der Professorinnenanteil liegt bei 16,7 Prozent. Immerhin, bei den Studienanfängern gibt es eine deutliche Frauenmehrheit (56,5 Prozent).

Diese universitären Geschlechterverhältnisse sind veränderungsbedürftig, befand Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) gleich bei ihrem Amtsantritt - und verhalf der Forderung nach einem "Gender-Forum" in der Universitätenkonferenz (Uniko), der Dachorganisation der Rektoren, zu neuer Schubkraft.

Heute, Montag, ist es - fast - so weit: Beim Uniko-Treffen wird in einer konstituierenden Sitzung zwar kein eigenes "Forum" für Genderfragen installiert, aber nach einem Nachdenkprozess von mehr als einem Jahr konnte man sich zur Schaffung einer eigenen Taskforce zum Thema Gender-Gerechtigkeit an den Universitäten durchringen. Sie soll sich mit "Gender und Diversity" befassen.

Vorsitzende der Taskforce soll die Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, Karin Gutierrez-Lobos, werden, wie sie im Gespräch mit dem Standard bestätigt. Sie kämpft schon lange für ein "Forum Gleichbehandlung" und sagt: "Es war nicht ganz leicht, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung." Vor allem auch, weil es in einem bedeutsamen Moment passiert, steht den Universitäten doch laut Gutierrez-Lobos ein "Superwahljahr" bevor, da an den meisten Unis im kommenden Jahr Rektorswahlen anstehen.

Unis müssen nachziehen

Die erste Aufgabe der neuen uniko-Taskforce werde nun die Erarbeitung einer Roadmap sein. Außerdem will Gutierrez-Lobos "Kooperation mit den anderen Foren", so sei etwa das "Forum Budget und Ressourcen" im Zusammenhang mit Gender-Budgeting ein wichtiger Partner.

Wissenschaftsministerin Karl zeigt sich im Gespräch mit dem Standard ebenfalls hocherfreut über die Gender-Taskforce. "Ich erwarte mir davon eine Signalwirkung" , nennt auch sie die vielen anstehenden Rektorswahlen. Es gebe an zwölf Privatunis zwei Rektorinnen, an den Fachhochschulen zumindest eine. "Da müssen die Universitäten nachziehen."

Müsste die Ministerin eine Roadmap für die Taskforce entwerfen, dann stünde neben Vorschlägen für bessere Rahmenbedingungen für Wissenschafterinnen auf jeden Fall die "Mitarbeit bei der Weiterentwicklung des EMS-Tests für die angehenden Medizinstudierenden" drauf. Dieser führt offensichtlich zu einem Gender-Gap, der die Frauenmehrheit bei den Testteilnehmerinnen in eine Männermehrheit bei jenen, die dann tatsächlich einen Studienplatz bekommen, umdreht.

Außerdem hofft Beatrix Karl auf Impulse, um "mehr junge Frauen für Studien in den Mint-Fächern, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik interessieren zu können". (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.6.2010)