Erich Hohenberger ist seit 1989 Bezirksvorsteher. Nur Adi Tiller ist in Döbling länger in Amt und Würden.

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Bei der Bezirksvertretungswahl 2005 konnte sich die SPÖ klar durchsetzen, die FPÖ verlor im Heimatbezirk von Landesparteiobmann Heinz-Christian Strache stark. Quelle: www.wien.gv.at

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Die Hälfte der aus dem 3. Bezirk entsendeten Gemeinderatsabgeordnete kamen 2005 aus der SPÖ. Quelle: www.wien.gv.at

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Für lange Diskussionen sorgte der Neubau des Bahnhofs Wien-Mitte samt Einkaufs- und Büroflächen. Zu teuer, zu hoch, nicht dem Unesco-Weltkulturerbe entsprechend - nun hat man sich geeinigt, es wird gebaut.

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2001 abgebrannt, bleiben die Sofiensäle nachwievor nur eine Brandruine. Zwar sollen nun erste Sicherungsbauten durchgeführt werden, über die finale Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde aber noch nicht entschieden.

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Steht man am Rande der Aspanggründe, kann man nur erahnen, was hier in den nächsten Jahren geschehen wird. Es wird gebaut. Unermüdlich. Einst stand an dieser Stelle ein Bahnhof, von hier wurden Zehntausende Juden und andere verfolgte Gruppen während des Nationalsozialismus deportiert. Jetzt werden Neubauten aus dem Boden gestampft. In den nächsten Jahren entsteht ein neues Stadtviertel. Noch ist man von einer modernen Urbanität weit entfernt.

Der Dritte Bezirk wächst in sich - wie kein anderer Wiener Innenstadtbezirk. Im Dritten Bezirk gibt es sie noch, die freien Flächen und Baulücken, die geschlossen und bebaut werden können. Neben den Aspanggründen werden auch in St.Marx rund 1000 Wohnungen errichtet, neben Büros und einem Techologiezentrum. Der dritte Bezirk hat sich gewandelt. Lange lag er städtebaulich im Dämmerschlaf, zaghaft wurde modernisiert.

Längstdienender SPÖ-Bezirksvorsteher

In dem Bezirk zwischen Tangente, Donaukanal, Ring und Gürtel hat vor allem ein Mann das Sagen, Erich Hohenberger. Seit 1989 ist der SPÖ-Politiker Bezirksvorsteher, nur sein ÖVP-Kollege Adolf Tiller hat in Döbling das Amt des Bezirksvorstehers länger inne, unter seinen SPÖ-Kollegen hält keiner länger das Bezirkszepter in der Hand.  Hohenbergers Vorstellungen sind klar: Der Bezirk soll wachsen, mehr Bewohner anziehen. Als in den 1990er Jahren immer mehr Bewohner aus dem Bezirk abzogen, versuchte die Bezirksvertretung gegenzusteuern. Die U-Bahn-Linie U3 - die nun den ganzen Bezirk durchzieht - führte auch dazu, dass Viertel saniert wurden und Mieten anstiegen. In zehn Jahren werden - so der Plan der Bezirksvorstehung - alle Baulücken geschlossen sein. Dann wird bis auf das Gewerbegebiet nebst der Autobahn wohl auch das letzte urbane Brachland verschwunden sein.

Märkte und Gärten

Vor allem die Märkte gaben dem Dritten Bezirk lange sein Gesicht. Über die Donau und den Marchfeldkanal - der in der heutigen S-Bahn-Trasse bis zur Landstraße führte - kamen Fleisch und Gemüse in die Hallen und Stände vom Landstraßer Markt, dem Rochus-Markt oder den großen Märkten in St.Marx. Von den Märkten ist heute nur mehr der Rochus-Markt übrig. Auch das einst heruntergekommene Erdberg gewinnt an Charme und Leben. Hier siedelten sich Zuwanderer an, türkische Kulturvereine bestehen neben Altwiener Beisln. Rund 22 Prozent der Bevölkerung des Dritten Bezirkes haben keinen österreichischen Pass. Insgesamt lebten 2008 hier rund 84.000 Menschen, um 0,9 Prozent mehr als noch 2004. Durchschnittlich sind die Bewohner rund 42 Jahre alt.

Wien-Mitte und Sofiensäle als Zankapfel

Für Aufregung und Diskussion hat in den letzten Jahren der Umbau des Bahnhof Wien-Mitte samt Landstraßer Markt gesorgt. Ursprünglich sollten hier Hochhäuser den Neubau umsäumen. Doch die Unesco kritisierte die Baumaßnahme und drohte der nahen Innenstadt den Status als Unesco-Weltkulturerbe zu entziehen. Neue Pläne mussten her, die Marktstandler wehrten sich eisern gegen die Schließung ihrer Markthalle, doch vergebens. Nun wird gebaut. Ein Shoppingcenter soll zwar wieder Marktstände beheimaten, der klassische Marktstandort Wien-Mitte ist jedoch weg. Ein weiteres Problemfeld des Bezirks sind die Sofiensäle, die 2001 abgebrannt sind. Seitdem verfallen die denkmalgeschützten Räumlichkeiten und werden zur Ruine. Verschiedenen Nutzungskonzepte wurden erarbeitet, Hotel, Wohnungen oder beides stehen zur Diskussion. Hohenberger bezeichnete 2008 im Gespräch mit dem STANDARD die Sofiensäle als "Sargnagel", noch immer ist nicht klar, wann Baubeginn ist.

Fest in roter Hand

Politisch ist der Bezirk fest in sozialdemokratischer Hand. Bei den Bezirksvertretungswahlen 2005 konnte die SPÖ 42,7 Prozent erzielen, bei den Gemeinderatswahlen 43,3 Prozent. Die ÖVP kam 2005 im Bezirk auf 21,7 Prozent, die Grünen auf 20,5 Prozent und die FPÖ auf 11,6 Prozent. Wenn im Herbst in Wien gewählt wird, wird auch ein Politiker eine Rolle spielen, der in der Landtsraße seine politische Karriere begann, Heinz-Christian Strache. Strache wurde 1991 Bezirksrat und 1993 Landstraßer Bezirksobmann der Freiheitlichen.

(seb, derStandard.at, 29.6.2010)