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Sonne oder Regen? Manchmal kommt es auf wenige Kilometer an. Gerade kleinräumige Vorhersagen sind schwierig, weil darüber zu wenige Ausgangsdaten vorhanden sind.

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Gewitterfront am 12. Juni über Wien: Regenschauer und Gewitter nach der Hitze.

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Das Satellitenbild vom 18. Jänner 2007 zeigt die Entwicklung des Sturms Kyrill, bevor er über Österreich einfällt.

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Satellitenbild vom 24. Juni 2009: Ein Tiefdruckwirbel mit Kern über der Adria, der für starke Niederschläge und in der Folge für Überschwemmungen sorgte.

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Erst kommt der Sturm, dann die Unwettervorhersage. Oder: Der Wetterbericht meldet starken Regen, dabei nieselt es nur. Das Wetter kann nicht immer genau vorhergesagt werden. Warum das so ist, erklärt Stefan Eisenbach, Meteorologe beim privaten Wetterdienstleister UBIMET, so: "Die Meteorologie hängt extrem von Computern ab. Die Atmosphäre der Welt wird simuliert, und der Computer hat die Aufgabe das Wetter schneller zu berechnen, als es da ist." Wie präzise Vorhersagen sind, hänge von der Wetterlage ab. "Exakt berechnen, nämlich ungefähr mit einer Trefferquote von 90 Prozent, kann man das Wetter heute vier Tage im Voraus", erklärt Eisenbach. Eine Woche sei der Idealfall, bei einer Vorhersage von zwei Wochen könne man nur mehr Trends wie Kälte, Feuchte oder Wärme feststellen.

Stürme, Hitzewellen, Hochwasser

Großräumige Wetterereignisse wie Stürme, Hitzewellen, Hochwasser oder größere Schneefälle kann man zumindest fünf Tage im Voraus vorhersagen. "Wir haben bei 94 Prozent der Stürme der letzten Jahre wie Kyrill oder Emma rechtzeitig vorgewarnt", erklärt Veronika Zwatz-Meise von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik). Generell treten 75 Prozent aller Wetterwarnungen auch ein. Es kommt aber vor, dass Prognosen nicht stimmen: Im vergangenen Winter wurde im Wiener Raum dreimal vor großen Schneefällen gewarnt, weil das aus dem Mittelmeer kommende Tiefdruckgebiet erfahrungsgemäß ein deutlicher Hinweis auf Schnee ist. Das Weiß blieb aber aus. "Manchmal kommt es auf wenige Kilometer an", sagt Zwatz-Meise, „und die Schneemengen fallen nicht in Wien, sondern in Ungarn."

Wetterballone

Um Wettersimulationen am Computer zu erstellen, werden die Rechner ständig mit neuen Daten gefüttert: Die weltweit 14.000 Wetterstationen, von denen UBIMET Inormationen bezieht, werden alle fünf oder zehn Minuten, in manchen Gebieten wie Afrika jede Stunde aktualisiert. Zusätzlich steigen in Österreich täglich an vier Orten unbemannte Wetterballone auf. "Das sind große, mit Helium gefüllte Ballone, an denen Messegeräte hängen", erklärt Eisenbach. Sie messen weit oben in der Atmosphäre Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Irgendwann zerplatzen sie und fallen auf die Erde; wer sie findet wird in einem Begleitschreiben darum gebeten, sie zurück zu schicken. Neben den Informationen der Wetterstationen und der Ballone werden Satellitendaten in die Berechnungen mitteinbezogen. "Diese haben den Vorteil, dass sie weltweit und flächendeckend verfügbar sind", sagt Eisenbach.

Computer bilden Atmosphäre nach

Der Computer berechnet das Wetter aufgrund der gesammelten Daten, also des Ist-Zustandes. Dabei wird die Atmosphäre nachgebildet, Zukunftsszenarien werden berechnet. Die Meteorologen haben die Aufgaben, diese Wettermodelle zu interpretieren. Oft kommt dabei der Schmetterlingseffekt zum Tragen: Schon kleine Veränderungen können in dem komplexen System viel ausmachen. Wenn ein Szenario Regen voraussagt, das andere aber Sonnenschein, kommt die Erfahrung des Meteorologen ins Spiel. "Er muss entscheiden, welches Modell die Atmosphäre am besten wiedergibt", erklärt Eisenbach.

Zu wenige Daten

Die Schwierigkeit liegt vor allem in kleinräumigen Vorhersagen. Ein Beispiel: Man kann zwar berechnen, dass über einer Region oder einem Bundesland ein Gewitter aufziehen wird. Welche Gemeinden genau betroffen sind und in welchem Ausmaß bleibt aber offen. Die Erklärung dafür: Die Vorhersagemodelle liefern die Informationen wie auf einem Gitter, das zwischen zehn und 20 Kilometer Maschenweite hat. Für großräumige Vorhersagen reicht dieses Netz aus. Um aber für stark eingegrenzte Gebiete wie Bezirke oder Gemeinden Prognosen zu stellen, wäre ein engmaschigeres Netz von Beobachtungs-, Satelliten- und Radardaten notwendig. "Das wird sich aber in den nächsten zwei bis drei Jahren deutlich verbessern, wir arbeiten an einem kleinräumigen Modell", sagt Zwatz-Meise. Hinzu komme Österreichs Sonderstellung: Weil Teile des Landes sehr gebirgig sind ist die Vorhersage schwieriger; noch dichtere Messungen sind notwendig.

Unwetterwarnung per SMS

Anders als mit den Wettervorhersagen verhält es sich mit den Unwetterwarnungen: Sie werden erst ausgesprochen, wenn das Gewitter bereits im Anmarsch ist und man es auf dem Radar sieht. "Dann können wir sagen wo genau und wie heftig die Unwetter sein werden und verschicken die Warnungen per SMS", sagt Eisenbach. Damit das Telefonnetz nicht zusammenbricht, werden die Kurzmitteilungen zeitlich versetzt versendet, Priorität haben Behörden und Einsatzkräfte. Einer der Gründe, warum man manchmal das Gefühl hat die Warnung erst zu erhalten, wenn man schon mitten im Regen steht. Eisenbach erklärt weitere Ursachen: "Bei den SMS-Warnungen dauert die Übertragung oft länger. Auch für den Ort an dem das Gewitter entsteht kann nicht mehr im Vorhinein gewarnt werden." (Maria Kapeller, derStandard.at, 16.6. 2010)