London/Washington - Dass es gefrorenes Wasser auf dem Mars gibt, ist längst bewiesen. Doch nun gibt es auch noch feste Anhaltspunkte dafür, dass die Oberfläche unseres Nachbarplaneten zu mindestens einem Drittel sogar flüssig war.

Wie US-amerikanische Forscher in der Wissenschaftszeitschrift "Nature Geoscience" berichten, besaß der Nachbarplanet vor rund 3,5 Milliarden Jahren einen ausgeprägten Wasserkreislauf ähnlich dem auf der Erde. Mit anderen Worten: Es gab Verdunstung, Wolken, Niederschlägen und Flüssen, was wiederum bedeutet, dass der Himmelskörper zumindest theoretisch grundlegende Voraussetzungen für die Entstehung von Leben bot.

Die festen Anhaltspunkte sind für die Forscher der Universität von Colorado in Boulder Aufnahmen von insgesamt 52 ausgetrockneten Flussdeltas, die von mehreren Wasserläufen gespeist wurden. Da 29 dieser Deltas auf der gleichen Höhe liegen, gehen die Forscher davon aus, dass sie die Begrenzung eines Ozeans bilden. Dieses Meer bedeckte demnach 36 Prozent der Oberfläche und enthielt 124 Millionen Kubikkilometer Wasser. Zur Veranschaulichung: Auf den gesamten Mars hochgerechnet entspräche dies einer durchschnittlichen Meerestiefe von 550 Metern.

In einer zweiten Untersuchung entdeckten Forscher auf dem Planeten rund 40.000 Flusstäler - viermal mehr als bisher bekannt. Diese Studie könnte Forschern helfen, die seit langem diskutierte grundlegende Frage zu klären, ob auf dem Nachbarplaneten, der unserer Erde in vielerlei Hinsicht gleicht, ebenfalls Leben entstand. Denn gerade in den Deltagebieten wäre die Suche nach Spuren von Organismen wie etwa Bakterien besonders erfolgversprechend.

Wasser im Mondinneren

Doch nicht nur auf dem Mars, auch auf dem Mond scheint es früher einmal sehr viel mehr Wasser gegeben zu haben, schreiben US-Forscher im Fachblatt PNAS. Glaubte man noch vor 40 Jahren, dass unser Erdtrabant völlig trocken sei, so geht man noch neuen massenspektrometrischen Analysen von Gesteinsproben davon aus, dass das Mond-Innere noch einiges an flüssigen Restbeständen enthalten dürfte.

Die neuen Untersuchungen des vulkanischen Materials lassen darauf schließen, dass Wasser bei der Entstehung des Mondes vor rund 4,5 Milliarden vorhanden war. Damals traf ein marsgroßes Objekt die Erde und den Erdtrabanten heraus. Und dieses Wasser habe sich im Mondinneren "konserviert" . (APA, tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 15. 6. 2010)