Artreine Freiheitliche, denen der Kampf gegen den Völkerkerker EU und das Terrorregime von Bürgermeister Häupl ein Anliegen ist, rackern sich Woche für Woche in "Zur Zeit" ab, das Deutschtum in Österreich vor dem Schlimmsten zu bewahren. Diese Woche entlarvten sie etwa ein Diskussionspapier des Europarates, in dem vorgeschlagen wird, Frauen nicht immer nur in den Traditionsrollen als Mütter oder Sexobjekte zu sehen, als einen ungeheuren Anschlag auf die Mutterschaft, weil sie als völkische Logiker klar durchschauten, dass man damit Mütter als passive und minderwertige Wesen bewertet. Ganz anders als zu der Zeit, da es noch als mutterkreuzverdächtige Aufgabe galt, dem Führer schockweise kriegsverwendungsfähige Söhne zu schenken.

Ein anderer Mitarbeiter des völkischen Beobachters, der die Gebarung Michael Häupls konsequent als Gebahrung brandmarkt, um dessen liederlichen Umgang mit dem Geld der Wiener Steuerzahler so richtig in Kontrast zu freiheitlichen Aufbahrungen in Kärnten zu setzen, findet für all das nur noch den Ausdruck Unverschämt. Andreas Mölzer wiederum bangt als Europa-Parlamentarier in brennender Sorge um die Christen in der Türkei. Dass ein blauer Mikrometternich und außenpolitischer Sprecher der FPÖ mit der Forderung Diplomatische Kontakte mit Israel herabstufen brilliert, zeigt die Partei auf dem Höhepunkt ihrer Staatskunst, was wieder ein anderer Beiträger mit der Weisheit untermauert: Israel kann sich alles erlauben, aber der Iran wird bedroht.

Sie alle scheuen keine geistige Mühe, die Früchte im Weinberg des Herrenmenschen zum Blühen und Gedeihen zu bringen. Brav! Aber was sind sie alle doch für armselige Wichte im Vergleich zu ihrem Parteiobmann, der in diesen Wochen in ein heroisches Ringen um das Amt des Wiener Bürgermeisters verstrickt und entschlossen ist, seinen Kampf bis zum Endsieg fortzuführen, wenn es sein muss nicht nur in Bierzelt und Disco, sondern - wie "Österreich" nun enthüllte, was 400 Millionen User auf der ganzen Welt wissen konnten -, auch in Facebook.

Via Facebook tauschte HC monatelang mit seiner Ex-Freundin Sissy Atzlinger picksüße Liebeleien aus. Pech der beiden: Sie vergaßen, den Talk zu sperren. Mit dieser Irreführung will sich "Österreich" offenbar für die doppelseitigen Inserate des FPÖ-Chefs bedanken. Sollte er wirklich monatelang "vergessen" haben, sein Facebook zu sperren, käme das einer Selbstentlarvung als Kretin gleich. Nein, mit der öffentlichen Darbietung seiner intellektuellen Qualitäten als Lover sollte Michael Häupl im Kampf um den Bürgermeistersessel der Todesstoß versetzt werden.

Sissy: 4. März: nimmt am Test "Wie wirkst du auf Männer?" teil. - Ergebnis: "Du bist eine Traumfrau." Dazu fällt HC ein: Zauberhaft:-))). Darauf Sissy: :)))))))). Was auf HC inspirierend wirkt. Wunderschön. Man lebt nur einmal . . . und das eine Mal sollte man mit Herz, Seele, Geist und vollem Bewusstsein leben und seine Erfüllung und seinen Hafen finden. Es lebe die Liebe und das Leben:-).

Und so etwas vergeudet sich in der Politik! HC: 18. Februar: Und ab heute gibt es die basische Entgiftungskur und mindestens drei Mal Training pro Woche. Der Sommer kann also kommen:-). Dazu nicht in Gegensatz: Man soll sich selbst nie zu wichtig nehmen :-) Aber das Leben sollte gelebt werden . . . auch mit Schmalz . . . Ist doch schön :-). Und wie! HC: Er ist jetzt der Gruppe "Liebe ist eine tolle Krankheit, da müssen immer gleich zwei ins Bett . . . :-) beigetreten. Sissy: Frühlingsgefühle! HC: gefällt das. Sissy: lädt ein Foto vom Villacher Fasching hoch. Lei! Lei! HC: Lei, lei, wir waren beim Villacher Fasching dabei:-))). HC: Gute Nacht, Faschingsprinzessin. 26. Jänner: Hast schon dein Dirndl?:-) Busserl. Am 27. Jänner finden wir HC als heimatbewussten Spanner: Er lädt acht neue Fotos vom Jägerball hoch. Gut war er am 10. Dezember: Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln:-). Darauf Sissy, noch voll Bewunderung: Wo du nur immer diese tollen Sprüche her hast? :-))))*gg*

Ehrlich: Wer hat das zuletzt zu Michael Häupl gesagt? Na gut, vielleicht war 's einer zu vorgerückter Stunde beim Urbanek am Naschmarkt. Aber ist ihm dort je ein feuriges :-))))*gg* zugeflogen? Kaum. Da fehlt 's an einer basischen Entgiftungskur. Zwar ist Straches Liebestalk vorerst beendet, das Facebook wieder gesperrt. Aber unvergänglich bleibt dafür das Online-Tagebuch einer verflossenen Liebe. So sei es. (Günter Traxler/DER STANDARD; Printausgabe, 15.6.2010)