Bild nicht mehr verfügbar.

ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein.

Foto: AP/Lein

Die Weltmeisterschaft in Südafrika wird noch in die Fußballgeschichte als Wettbewerb der Misstöne eingehen. Neben Wespenschwärmen am Spielfeld sorgte beim Match Deutschland gegen Australien die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein für schlechte Begleitmusik zum sportlichen Kräftemessen.

In der Halbzeitanalyse der Partie schaltete Müller-Hohenstein im Bemühen um besondere Originalität ihr Gehirn auf lautlos und freute sich mit dem Torschützen Miroslav Klose: Das Tor sei für ihn ein "innerer Reichsparteitag" gewesen. Und schon weiß man nicht mehr, welche Blödheit mehr weh tut: Vuvuzelas oder Müller-Hohenstein.

Die Freude des Spielers mit Adolf Hitlers Siegesgefühlen bei Nazipropagandaveranstaltungen zu vergleichen war dem ZDF arg weit hergeholt. Eine Entschuldigung folgte. Müller-Hohenstein bedauere, es werde nicht wieder vorkommen, versprach der Sender.

Die Verwirrung verweist allerdings auf die größere Krise der Sportmoderation. Zu laut, inhaltsleer, letztlich sinnlos wie die Tröten. Analyst Oliver Kahn checkte den Sager der Analysepartnerin Müller-Hohenstein offenbar gar nicht. Der ehemalige Teamtorhüter Deutschlands wirkt nach seiner aktiven Laufbahn ohnehin wie durch den Medienfleischwolf gedreht: Danach klingen alle irgendwie gleich.

Ein Patzer wie jener Müller-Hohensteins könnte den österreichischen Kollegen nicht passieren. Schon allein deshalb nicht, weil die fünf Moderatoren in Südafrika gendermäßig ganz unter sich bleiben und Fußball noch immer als Herrenclub betrachten, zu dem Frauen keinen Zutritt haben. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 15.6.2010)