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2011 werden nicht genug neue Jobs entstehen, um alle auf den Arbeitsmarkt drängenden Menschen zu beschäftigen, sagte Präsident Christoph Leitl.

Foto: Reuters/Prammer

Wien - Eine leichte Verbesserung der Lage, aber "keinen Grund zum Jubeln" zeigt das am Dienstag veröffentlichte Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Vor allem die Investitionen springen nach der Wirtschaftskrise nicht so schnell an wie erhofft. Daher werden auch bis 2011 nicht genug neue Jobs entstehen, um alle auf den Arbeitsmarkt drängenden Menschen zu beschäftigen, sagte Präsident Christoph Leitl bei der Präsentation der Ergebnisse.

Leitl will nun eine "Investitionszuwachsprämie" eingeführt sehen. Dafür sollen jene 250 Mio. Euro geöffnet werden, die derzeit für vorzeitige Abschreibungen bestimmt sind. Unternehmen, die mehr investieren als im Schnitt der letzten drei Jahren sollen 10 Prozent Prämie erhalten. Rein rechnerisch könnten damit 2,5 Mrd. Euro an Investitionen generiert werden, sagte Leitl. So eine Prämie habe sich zwischen 2002 und 2004 schon bewährt. Allerdings müsse man sie auf "wichtige" Investitionen einschränken und Mitnahmeeffekte vermeiden.

Kein selbsttragender Aufschwung in Sicht

Das Wirtschaftsbarometer zeigt, dass "vorerst kein selbsttragender Aufschwung in Sicht" ist. Dazu wäre ein Wachstum über zwei Prozent nötig, so Leitl. Es gebe zwar eine Wende und eine positive Tendenz in den Erwartungen, aber sie lägen unter dem langjährigen Schnitt, sagte Christoph Schneider, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer. Dabei hätten mittelgroße Unternehmen die positivsten Erwartungen. Im Dienstleistungsbereich, dem größten Sektor der heimischen Wirtschaft, bleibe der Optimismus aber noch "vage". Obwohl es wieder mehr Aufträge gebe als zuletzt nehme der Bestand weiter ab. Der Umsatz sei "der positivste Indikator" in diesem Wirtschaftsbarometer, vor allem bei größeren und exportorientierten Unternehmen.

Leitl ist auch "nicht so optimistisch", dass im Herbst der große Aufschwung kommt. Österreich hinke im ersten Quartal 2010 beim Wachstum um 0,3 Prozentpunkte hinter der Eurozone zurück, in den vergangenen Jahren sei man hingegen immer um einen halben Prozentpunkt schneller gewachsen, erinnerte er.

Vorkrisenniveau nicht erreicht

In Summe heißt es im Wirtschaftsbarometer, dass "der dramatische Konjunkturabschwung beendet ist, die Vorkrisenniveaus aber noch länger nicht erreicht werden". Aufgrund der gedämpften Aussichten fehle das Vertrauen, was die Risikoaversion verstärke. Leitl wies darauf hin, dass "die Realwirtschaft" der Finanzwirtschaft noch nicht traue.

Positiv verbucht der Wirtschaftsbarometer die Erholung des Außenhandels, Stabilisierung der Finanzmärkte, expansive Geldpolitik, geringe Inflation, Flexibilität und Innovationskraft der KMU, diskretionäre Fiskalpolitik, positivere Unternehmensergebnisse, einzelne Wirtschaftsbereiche, die sich trotz Krise positiv entwickeln und erhöhte Kaufkraft.

Negativ sind schwache Investitionsdynamik, schwache Kreditvergabe, Staatsschulden, Arbeitslosigkeit, gleichzeitige Sparpakete in verschiedenen Ländern, Unsicherheiten bei den Prognosen über den Verlauf des Aufschwunges, Protektionismus, Staatseingriffe, Abschreibungen in Bankenbilanzen, Inflations/Deflationsrisiko.

Bank-Austria-Konjunkturindikator zurückgefallen

Der Bank-Austria-Konjunkturindikator ist im Vormonat Mai wieder leicht vom Zwei-Jahres-Hoch zurückgefallen. Die Industriestimmung sei weiter im Aufwind, das Verbrauchervertrauen lasse aber nach, erklärte der Chefvolkswirt des Instituts, Stefan Bruckbauer, am Dienstag. Das 2. Quartal werde mit einem deutlichen BIP-Plus zwar stark sein, doch würden die Wachstumsrisiken zunehmen.

Für das laufende zweite Quartal rechnet Bruckbauer mit einem Anstieg des BIP um 0,7 Prozent zum Vorquartal - nach der Stagnation zu Jahresbeginn. Im Jahresabstand bedeute dies erstmals seit Ausbruch der Wirtschaftskrise wieder ein klares Plus von über 1,5 Prozent. Träger der wirtschaftlichen Dynamik seien die Exporte.

2010 werde das zweite Quartal mit hoher Wahrscheinlichkeit das Jahresviertel mit der höchsten Wirtschaftsdynamik bleiben, glaubt der Bank-Austria-Chefvolkswirt. Und dies obwohl die Exporte auch in den kommenden Monaten von der Euro-Schwäche profitieren dürften.

Im Jahresverlauf werde der Konsum zunehmend unter Druck geraten und die Wachstumsaussichten beschränken, zeige der aktuelle Rückgang der Verbraucherstimmung.

Für das Gesamtjahr 2010 erwarten die Ökonomen der Bank Austria daher - trotz der unerwarteten Unterstützung durch den Export - unverändert "nur" einen Anstieg des BIP um 1,3 Prozent.

Ab 2011 werde die Reduktion des Haushaltsdefizits die wirtschaftliche Dynamik in Österreich negativ beeinflussen, so Bruckbauer, "verstärkt durch das Synchronsparen in Europa". (APA)