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Getröte.

Foto: APA/epa/Kochzeta

Dieses TV-Tagebuch bricht eine Lanze. Eine Lanze für jene, die jetzt schon genug haben. Die nicht verstehen, warum sie der allseitigen Beschallung durch ein Sportevent nicht entkommen können. Eine Lanze für jene, die sich nicht für Fußball interessieren, selbst wenn die Mediengesellschaft mit allen Mitteln versucht, ihn zum Teil unseres Lebens zu machen.

In solchen Zeiten bekommt eine Diskussion um nervige Fußballtröten gleich viel Aufmerksamkeit wie ein Höchstrichterurteil in einer der größten Debatten heimischer Zuwandererpolitik. Kluge Fußballinteressierte rechtfertigen ihr Faible mit dem Leben selbst, das sich metaphernreich in 90 Minuten spiegle. Dann sind die Vuvuzelas aber Metaphern für den Fußballbetrieb selbst, der in WM-Zeiten zum unüberhörbaren Hintergrunddröhnen anschwillt.

In der Hysterie scheint jedes gallische Dorf verloren, Sender versuchen gar nicht mehr, (teure) Kontrapunkte zu setzen, am wenigsten die Öffentlich-Rechtlichen. Also, bitte, du österreichische gebührenfinanzierte Rundfunkanstalt: Informiere österreichbezogen, und lass selbst in WM-Zeiten nicht nur die Wahl zwischen Ball- und Romantikgetröte (Rosamunde Pilcher am Sonntag, Lilly Schönauer am Dienstag, Kreuzfahrt ins Glück am Mittwoch, Winzerkönig am Donnerstag). Oder soll man davon das Geschlechterbild des ORF ablesen?

Übrigens: Wissen Sie, was ORF Sport Plus am Montagabend während des WM-Matches gezeigt hat? Ein Golfturnier in Oberwaltersdorf. Aus dem Jahr 2007! Das hat etwas Surreales, bleibt aber trotzdem nur Programmgestaltung als Zuschauerverhöhnung. ORF-Reform, bitte komm bald - und sei gut! (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 16.6.2010)