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Der Klang der Vuvuzelas ist omnipräsent und immerhin geruchlos.

Foto: REUTERS/Dylan Martinez

Leipzig/Würzburg - Tausende in den Stadien benutzen sie, Millionen an den TV-Bildschirmen hassen sie: Die Vuvuzelas haben es zum umstrittenen Markenzeichen der aktuellen Fußball-WM geschafft. Verbote der Plastiktröten wurden vom internationalen Fußballverband FIFA abgelehnt: "Es ist afrikanische Kultur, wir sind in Afrika und müssen den Afrikanern soviel Kulturausübung erlauben, wie sie nur wollen", begründete dies FIFA-Präsident Joseph Blatter im Vorjahr.

Kulturwissenschafter sehen die Sache jedoch anders. So etwa Gero Erdmann vom Leipzig-Institut für Globale und Regionale Studien: "Die Vuvuzela ist noch sehr jung und wurde vor neun Jahren erfunden. Von gesamtafrikanischer Kultur kann man hier kaum sprechen, da sich die Verbreitung bis zum Vorjahr allein auf Südafrika beschränkte. Doch auch das traditionelle Instrument, auf das sich der Erfinder in der Vermarktung bezieht, war in der Kultur kaum präsent."

Lautstarkes Zeichen der Globalisierung

Als eindeutigen "Marketinggag" enttarnt auch der Musikethnologe Bernd Clausen von der Universität Würzburg die Plastiktröte. Der Anschluss an traditionelle Musikinstrumente sei weitgehend aus der Luft gegriffen. "Signalinstrumente wie ausgehöhlte Antilopenhörner gibt es in vielen afrikanischen Kulturen und man setzte sie etwa im Schamanismus ein. Das sind jedoch kaum Instrumente mit der schallverstärkenden Trichteröffnung der Vuvuzela, und schon gar keine Plastikgeräte."

Aus ethnologischer Sicht hält Clausen den umstrittenen Krachmacher als bestes Beispiel dafür, wie die Globalisierung auch vor Musikinstrumenten nicht Halt macht. "Besonders die Medien und die globalen Transportsysteme trieben die Verbreitung in Windeseile an, wobei es auch rasch Produzenten außerhalb Südafrikas gab." Dass das Instrument zur Tradition im Weltfußball wird, hält der Experte für unwahrscheinlich. (pte/red)