Klagenfurt - Schwere Anschuldigungen gegen Mitarbeiter der Hypo Alpe Adria Bank hat Walter Groier, Mitbegründer und Geschäftsführer der Confida Wirtschaftsprüfung, am Mittwoch vor dem Kärntner Hypo-Untersuchungsausschuss erhoben. "Mindestens 30 bis 50 Mitarbeiter müssen davon gewusst haben" sagte er über die Vorgänge rund um die Swap-Verluste, die 2004 entstanden sind.
Die Confida war laut Angaben Groiers von 1993 bis 2005 Wirtschaftsprüfer der Hypo-Bank, in den Jahren 2004 und 2005 gemeinsam mit Deloitte Wien. 2006 habe man das bereits erteilte Mandat zurückgelegt, das Vertrauen in den Vorstand und andere Mitarbeiter sei nicht mehr gegeben gewesen, erklärte der Wirtschaftsprüfer. Die Treasury Abteilung habe bei den Swap-Geschäften die interne Kontrolle bewusst umgangen und mit Wissen des Vorstandes aktiv an der Verheimlichung des Sachverhaltes gearbeitet, so Groier. "Leute, die daran beteiligt waren, sind heute noch in wesentlichen Funktionen in der Bank tätig. Das ist interessant", meinte er.
Das Aufdecken der Swap-Verluste präsentierte er als alleiniges Verdienst seines Unternehmens. Versuche, die Angelegenheit unter den Tisch kehren zu wollen, wie es in Zeugenaussagen von Mitprüfern von Deloitte durchgeklungen waren, wies er zurück. "Es war ein eineinhalb Monate langer Kampf um die Wahrheit", sagte er über die Prüfung der Spekulationsgeschäfte. 2004 habe man bei der Prüfung festgestellt, dass der Nettozinsertrag nicht plausibel sei und habe von der Bank eine ausreichende Erklärung von der Bank bekommen. 2005 seien die Unplausibilitäten wiederum aufgetreten, das habe man sowohl dem Vorstand als auch den Mitprüfern von Deloitte am 10. Februar mitgeteilt. Die Vorlage der notwendigen Unterlagen sei von den Mitarbeitern der Bank immer wieder hinausgezögert worden, schilderte Groier.
Informationsvorsprung
Aussagen von Deloitte-Mitarbeitern hatten die Confida nicht gut aussehen lassen. So war ein Informationsvorsprung der Confida durch Hypo-Mitarbeiter vermutet worden. Für Groier sind das Rechtfertigungsversuche, weil die "kleine Confida" den Fehler gefunden habe und nicht das größere Unternehmen Deloitte. Das müsse den Co-Prüfer peinlichst berührt haben, meinte Groier. Deloitte hatte im März 2006 das Testat für die Bilanz 2004 noch vor der Confida zurückgezogen. Weder Confida noch der Vorstand sei darüber informiert gewesen. Diese Vorgangsweise bezeichnete er als "nicht fair und nicht richtig". Man sei davon "restlos überrascht" gewesen. Angeblich sei dieser Schritt auch in einem größeren Gremium von Deloitte in Wien kontroversiell diskutiert worden und sogar gegen den Willen der Prüfer vor Ort erfolgt, erklärte Groier.
Ab 2004 sei das Interesse des Landes an der Bank stärker geworden, behauptete Groier. Bei den Eigentümern habe es zu diesem Zeitpunkt bereits Überlegungen zur Hereinnahme eines strategischen Partners gegeben. Auch habe es einen Vertrag zwischen dem Land und der Hypo gegeben, auf Basis dessen die Bank verschiedene Infrastruktur-Projekte finanzieren sollte. "Daher war ein offener Umgang mit den Swap-Verlusten wahrscheinlich nicht möglich. Aber das ist meine persönliche Interpretation", sagte Groier. Er habe auch keine Anzeichen, dass die Landesaufsicht davon gewusst habe. "Das war ein gut gehütetes Geheimnis."
"Urknall"
Laut Einschätzung von Groier seien aber nicht die Swap-Verluste schuld an der katastrophalen Situation der Bank gewesen, sondern das Wachstum in den Jahren 2006 bis 2009. Die Bilanzsumme sei in dieser Zeit von 24 Mrd. auf 43 Mrd. Euro gestiegen, der Verlust der Kontrolle über die Bilanzsumme war seiner Ansicht nach die Hauptursache und der "Urknall" dazu sei im August 2006 erfolgt. Doch diese Vorgänge seien nicht gottgegeben. Ohne Zustimmung des Aufsichtsrates gebe es keine Finanzierung auf dem Kapitalmarkt. Zu der Entwicklung der Bank nach der Übernahme durch die BayernLB meinte er, die Bank sei jedes Jahr geprüft worden. Wenn die Zahlen immer gestimmt hätten, müssten die Ursachen für die heutige Situation im Jahr 2009 zu finden seien
Der Zeuge zitierte bei seiner Einvernahme Aussagen von Deloitte-Zeugen aus dem stenografischen Protokoll der Ausschusssitzung vom 5. Mai, was bei den Ausschussmitgliedern Befremden auslöste. Die Protokolle seien nicht öffentlich. Man habe sogar vereinbart, dass derzeit nicht einmal der Untersuchungsausschuss in Bayern, der die gleiche Causa untersucht, Einsicht nehmen dürfe, sagte der Ausschussvorsitzende und Grüne Abgeordnete Rolf Holub. "Wir werden der Sache nachgehen, das wird noch ein Nachspiel haben", kündigte er an. Groier konnte oder wollte nicht sagen, woher er die Unterlagen hatte.
Die Sitzung wurde am Nachmittag mit der Befragung von Alexander Greyer, einem Prüfer der Confida, der laut Groier die Swap-Verluste aufgedeckt habe, sowie mit Sachverständigem Fritz Kleiner fortgesetzt. (APA)