Graz - Im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Niedergang von Sturm Graz im vergangenen Jahrzehnt wird die Staatsanwaltschaft Graz mehrere Personen anklagen - darunter auch Ex-Klubpräsident Hannes Kartnig.

Wie am Mittwoch bekanntgegeben wurde, ist die Anklage nach mehr als drei Jahren fertig. Sie wurde den Beschuldigten allerdings noch nicht zugestellt, weshalb genauere Informationen über ihren Inhalt der Öffentlichkeit erst in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden sollen.

Die Verhaftung des früheren Sturm-Präsidenten, Grazer Unternehmers und Society-Löwen Hannes Kartnig (Jg. 1951) am 7. Mai 2007 setzte den vorläufigen Schlusspunkt hinter eine Bilderbuch-Selfmademan-Karriere: Seither wurde ermittelt, einvernommen und begutachtet, wobei sich die Hauptfrage darauf konzentrierte, in wie weit es sich bei den Malversationen um Steuerhinterziehung oder um strafrechtliche Tatbestände handelte.

Die Festnahme Kartnigs war wegen Verdachts des Finanzvergehens der Abgabenhinterziehung, der Verbrechen der Veruntreuung, der Untreue und betrügerischen Krida sowie des Vergehens der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen erfolgt. Zunächst ging es um den Verbleib von 2,2 Mio. Euro: So sollten Spieler einen Teil ihres Gehalts als Schwarzgeld erhalten haben.

Die Anwälte des Ex-Sturm-Präsidenten, Richard Soyer und Michael Pacher, legten Haftbeschwerde ein, eine erste Haftprüfung am 21. Mai bestätigte jedoch die U-Haft. Eine Haftbeschwerde wird vom Oberlandesgericht abgewiesen, später wurde ihr aber vom OGH stattgegeben. Kartnig zeigte sich bezüglich der Abgabenhinterziehung "grundsätzlich geständig".

Nach zwei Monaten Haft wurde Kartnig am 9. Juli 2007 gegen eine Kaution von einer Million Euro wieder auf freien Fuß gesetzt - mit ihm auch ein Ex-Sekretär von Sturm. Nachdem der OGH die Haftbeschwerde positiv entschieden und die U-Haft als zu Unrecht erkannt hatte, bekam Kartnig Kaution und Pass zurück.

Bis März 2009 sollte es dauern, bis Wirtschaftsprüfer Fritz Kleiner ein 680 Seiten umfassendes Gutachten vorlegte, in dem er die Finanzgebarungen Kartnigs durchleuchtete. Laut Medien geht daraus hervor, dass Kartnig rund 10,5 Mio. Euro an Steuern hinterzogen, dem SK Sturm aber nicht geschadet haben soll: Die Geldflüsse zwischen Kartnigs Werbefirma und dem Klub seien "ausgeglichen" gewesen, ungeklärt geblieben sei lediglich die Behebung von einer höheren fünfstelligen Summe. (red)