Etwa 20 Greenpeace-Aktivisten blockierten am Mittwoch die Zufahrt zur BP-Tankstelle am Wiener Schwedenplatz.

Foto: Standard/Matthias Cremer

BP, der größte Industriekonzern Großbritanniens, wird auf den Finanzmärkten abgestraft. Die Prämien zur Versicherung von Kreditausfällen weisen steil nach oben. Dennoch halten Analysten BP für stark genug, die Katastrophe zu überleben.

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Die internationalen Finanzmärkte haben den Mineralölkonzern BP fixer denn je im Visier und mit ihm auch andere Größen der Branche. Kein Unternehmen wird aber derzeit so abgestraft wie der für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko verantwortliche britische Mineralölkonzern.

Besonders drastisch zeigt sich das an den Kreditversicherungsderivaten, den sogenannten CDS. Vor einem Jahr lag deren Niveau für die Versicherung von BP-Anleihen noch bei 41 Basispunkten, zuletzt stiegen sie um 68 auf 506 Basispunkte. Für zehn Millionen Dollar ausstehender BP-Anleihen sind folglich zurzeit 506.000 Dollar (412.400 Euro) jährlich an Ausfallversicherung zu zahlen.

Die Agentur Fitch hat die Bonität von BP erst am Dienstag vom Status "AA" auf "BBB" nach unten revidiert. Moody's sowie Standard & Poor's dürften bald folgen.

"Das Downgrading durch die Ratingagentur war absehbar" , sagte Sven Diermeier, Analyst bei Independent Research in Frankfurt, dem Standard. "Das hat sich aufgrund der finanziellen Belastungen, die BP wegen der Katastrophe im Golf von Mexiko zu tragen hat und dem absehbaren Anstieg der Verschuldung abgezeichnet." Für Panik sieht Diermeier dennoch keinen Grund: "BP hat noch immer eine höhere Bonität als so mancher Staat in der Eurozone."

Solange der Schaden nicht eine dreistellige Milliardensumme erreiche, sei dies verkraftbar für BP. Diermeier: "Die Zahlungsverpflichtungen fallen ja nicht alle in einem Jahr an, das verteilt sich auf der Zeitachse und der Konzern verfügt über einen hohen Cash-flow."

In der Tat hat sich BP in der Vergangenheit finanziell von der fitten Seite gezeigt. Der jährliche operative Cashflow bewegte sich durchwegs zwischen 24 und 36 Milliarden Dollar pro Jahr. Dennoch haben Händler von Bank of Amerika Merill Lynch die Order erhalten, keine BP-Kontrakte einzugehen, die länger als ein Jahr hinausreichen, berichtete die Agentur Bloomberg am Mittwoch. Grund wurde keiner genannt. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.6.2010)