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Betont freundschaftlich:die Präsidenten Boris Tadić und Ivo Josipović

Foto: Reuters/Nikola Solic

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Djindjić-Attenäter Milos Simović wurde in Kroatien gefasst.

Foto: AP/Croatian Ministry of Internal Affairs

Wie die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich innerhalb der EU, so könnte eine Partnerschaft zwischen Serbien und Kroatien der treibende Motor auf dem Westbalkan sein. Dieser - nicht so neue Leitgedanke - prägt in den letzten Monaten die Beziehungen der zwei größten Länder der Region. Am Montag besuchte eine kroatische parlamentarische Delegation Belgrad; vergangene Woche unterzeichneten die Verteidigungsminister der zwei Staaten ein militärisches Abkommen, das unter anderem eine Zusammenarbeit der Militärindustrie und ein gemeinsames Auftreten in Drittländern vorsieht. Die Staatspräsidenten Serbiens und Kroatiens, Boris Tadić und Ivo Josipović, trafen sich bereits viermal in den vergangenen drei Monaten, gaben sich betont freundschaftlich und demonstrierten den Beginn der neuen Beziehungen.

Vorreiter dieser Genesung nach dem Krieg waren jedoch die Innenministerien. Spätestens nach der Ermordung des serbischen Reformpremiers Zoran Djindjić im Jahr 2003 war klar, dass das Organisierte Verbrechen nur durch eine enge regionale Zusammenarbeit der Polizei bekämpft werden kann. Djindjićs Mörder hatten zum Teil kroatische Reisepässe und versteckten sich bei ihren Komplizen im Nachbarland.

Erst vor zehn Tagen wurden zwei von ihnen in Kroatien gefasst. An der Ermordung des kroatischen Verlegers Ivo Pukanić im Oktober 2008 waren wiederum auch serbische Kriminelle beteiligt, der Prozess wird parallel in Zagreb und in Belgrad geführt. Keines der Länder des Westbalkans sieht nämlich die Auslieferung eigener Staatsbürger an andere Staaten vor. Während die Unterwelt perfekt zusammenarbeitet und in Nachbarstaaten Unterschlupf fand, waren den staatlichen Behörden die Hände gebunden. Auch das soll sich nun ändern. Kroatiens Ministerpräsidentin Jadranka Kosor kündigte eine Verfassungsänderung an, die die Auslieferung von Kriminellen mit kroatischer Staatsbürgerschaft an andere Staaten ermöglichen soll.

Ungelöste Probleme zwischen Kroatien und Serbien werden nun zur Seite geschoben, stattdessen verbringen immer mehr serbische Touristen ihren Urlaub in Kroatien. Kroatien, das sich als einziges Westbalkanland an der Schwelle der EU befindet, bot Serbien Unterstützung beim Anlauf auf die immer höheren EU-Hürden an. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 17.6.2010)