Bild nicht mehr verfügbar.

An Yong Hak gegen Nilmar.

Foto: AP/Dunham

Für einen sensiblen Reporter womöglich demotivierend wie ein entzündeter Zahn: Da muss man runter zu den Vuvuzela-Lärmmassen, und dann ist Winter, es regnet fast Eiswürfel. Und zur Perfektion der Demütigung hat man sich auch noch mit einem Kick aufzuwärmen, bei dem sich Nordkorea nicht von Brasilien auseinandernehmen lassen will.

Ersteres vorzustellen, mag so gesehen unter der Würde eines ORF-Reporters sein - ist aber Pflicht: "Wir haben also dreimal Ri, einmal Cha und einmal Chi." Wobei: Die Aufzählung soll nicht ausarten. Sagen wir einfach knapp, die elf Nordkoreaner seien jener "Beton", den Brasilien zu "knacken" hat. Diesen Vorgang beobachten zu müssen kommt sowieso für jemanden, der daheim das überirdische Niveau der Austrokicker bespricht (die bei der WM immerhin mit einem Nutella-TV-Spot dabei sind), einer Verbannung auf TW1 gleich. Es tun sich die Südamerikaner ja auch schwer mit dem "Knacken". Als würden sie Golf spielen müssen. Erstmals in ihrem Leben.

Der Reporter sucht mürrisch Contenance, kann aber auch nix dafür, dass die Kamera immer den besorgten nordkoreanischen Trainer zeigt. Da muss man doch darauf hinweisen, dass dessen "Lachen ungeübt aussieht". Gott sei Dank fällt ein Brasilien-Tor, das die Kommentatorenseele endlich zu jener analytischen Sachlichkeit animiert ("Unglaublich! Geht nicht! Gibt es nicht!"), die sich bis dato hinter Nacherzählungen des für alle Sichtbaren verbarg.

Und: Der Scharfsinn wurde nach dem Anschlusstreffer der Nordkoreaner noch übertroffen - durch langes, weises Reporter-Schweigen. Ob selbiger zur Torzeit nicht doch auf dem Klo war, kann natürlich nicht wirklich ausgeschlossen werden. (Ljubisa Tosiæ/DER STANDARD; Printausgabe, 17.6.2010)