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Mesut Oezil und Lukas Podolski stärken Löws Rücken.

Foto: APA/EPA/Brandt

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Deutschlands Teamchef trägt zwei Simulations-Serben auf den Trainingsplatz.

Foto: AP/ Breloer

Port Elizabeth - Auch das ist "Deutschland neu": dass es sich einen neuen, von der Selbstironie nur noch einen Katzensprung entfernten Namen gibt. Was als Studentenulk in Münster begann, hat sich binnen kurzem via Youtube zum echten Sommerhit gemausert. "Schland, oh Schland" heißt es da. Und mittlerweile gibt es schon einschlägige Fanartikel. T-Shirts zum Beispiel mit der schönen, eingängigen Länderbezeichnung: Schland.

Schland unterscheidet sich von Deutschland - das hat das 4:0 gegen Australien demonstriert - durch eine auf Spielintelligenz fußende, von ballesterischem Witz getragene konzentrierte Unbekümmertheit. Eine Art "Scheiß mi nix" auf hohem balltechnischen und taktischen Niveau. Kurz: allererste Sahne, wie man in Schland schon noch sagen würde.

Dass das alles nicht bloße Vorschusslorbeeren sind, muss Schland nun in der zweiten Partie gegen Serbien - wohl deutlich stärker einzuschätzen als die Australier - am Freitag (13.30) unter Beweis stellen.

Mehr als in der ersten Partie wird wohl der Fokus auf der Defensive liegen. Vor der Abwehr agieren da Bastian Schweinsteiger von Bayern und der 23-jährige Sami Khedira von Stuttgart.

Trainer Joachim Löw hält große Stücke auf Khedira, den er "mit dem jungen Ballack" vergleicht: "Wie der geht Khedira auch immer wieder in die Spitze." Der freilich will den Vergleich nur als Ansporn gelten lassen: "Wir müssen uns bei der Raumaufteilung noch besser organisieren und noch weniger Torchancen zulassen."

Die bevorstehende Partie gegen Serbien ist erst der dritte gemeinsame Auftritt von Schweinsteiger und Khedira. "Wir hatten", meint der, "wenig Zeit, uns einzuspielen. Aber wir sind beide intelligente Fußballer." Schlander halt, wenn man so will.

Neuer Star dieser schlandrischen Mannschaft ist Mesut Özil - einer von elf "Migrationshintergründlern" im 23-Mann-Kader. Er entschied sich gegen das türkische Team. Und nun schwärmen die Schlander von der Leichtigkeit des Ballspiels. Joachim Löw, der unüberhörbare Schwarzwälder, lobt die Secondos über den grünen Klee: "Sie lieben es, guten Fußball zu spielen, sie wollen kombinieren und haben Spielfreude." Darüber hinaus "ist sehr erfreulich, dass sie sich stark mit dem Adler auf der Brust identifizieren".

Das, so meint das Löw wahrscheinlich, garantiert das Fortleben des deutschen Erbes: die Disziplin. Die spielerischen Serben jedenfalls fürchten sich nach dem 0:1 gegen Ghana weniger vor Schland, mehr vor Deutschland. Stuttgart-Legionär Zdravko Kuzmanovic: "Wir müssen auf Sieg spielen, das gibt ihnen Platz. Und wenn sie Platz haben, schlagen sie gnadenlos zu." Weil, wie Kollege Milovan Jovanovic anmerkt: "Die Deutschen sind wie Maschinen, wie Roboter."

Es kann aber ganz gut sein, dass er sich darin irrt. Die Deutschen: ja. Aber Deutschland war gestern. Heute ist Schland. Und nur die Serben haben es nun in der Hand, diese Diagnose ad absurdum zu führen. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 18. Juni 2010, sid, wei)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Fußball-WM-Spiel zwischen Deutschland und Serbien am Freitag: 

Gruppe D (2. Runde):

DEUTSCHLAND - SERBIEN (13.30 Uhr, Port Elizabeth, Nelson-Mandela-Bay-Stadion, SR Alberto Undiano/Spanien)

Deutschland: 1 Neuer - 16 Lahm, 17 Mertesacker, 3 Friedrich, 14 Badstuber - 6 Khedira, 7 Schweinsteiger - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 11 Klose

Ersatz: 12 Wiese, 22 Butt - 20 J. Boateng, 5 Tasci, 2 Jansen, 4 Aogo, 18 Kroos, 21 Marin, 15 Trochowski, 23 Gomez, 9 Kießling, 19 Cacau

Keine Ausfälle

Teamchef: Joachim Löw

Serbien: 1 Stojkovic - 6 Ivanovic, 5 Vidic, 20 Subotic, 3 Kolarov - 10 Stankovic, 11 Milijas/22 Kuzmanovic - 17 Krasic, 14 Jovanovic - 15 Zigic, 9 Pantelic

Ersatz: 12 Isailovic, 23 Djuricic - 8 Lazovic, 2 Rukavina, 16 Obradovic, 21 Mrdja, 4 Kacar, 19 Petrovic, 18 Ninkovic, 7 Tosic

Es fehlt: 13 Lukovic (gesperrt)

Teamchef: Radomir Antic