Wien - Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) blickt besorgt in die Zukunft. Weil seitens der Politik die "Beratungsresistenz größer geworden ist", befürchtet RFT-Chef Knut Consemüller "Schlimmstes". Zudem sieht das Beratungsgremium der Bundesregierung die Gefahr, dass der in den vergangenen Jahren vorherrschende "parteiübergreifende Konsens über die Bedeutung von Bildung und Forschung verlorengeht. Das wäre schade", sagte Consemüller Donnerstagabend bei einem Empfang anlässlich der Anfang September zu Ende gehenden Amtsperiode des Rates.

Der RFT-Chef freute sich darüber, dass laut Rechnungshof 85 Prozent der Empfehlungen aus der vom Rat Mitte der 1990er-Jahre verabschiedeten "Forschungsstrategie 2010" umgesetzt worden sind bzw. sich in Umsetzung befinden. Angesichts der von ihm georteten zunehmenden Beratungsresistenz der Politik ist er aber skeptisch, ob dies auch bei der im Vorjahr vom Rat präsentierten "Strategie 2020" der Fall sein wird.

Angesichts der Wirtschaftskrise werde "erst damit begonnen, den Mangel zu verwalten. Es wird noch viel schlimmer." Gespräche im Finanzministerium hätten den Forschungsrat "nicht hoffnungsfroh gestimmt". Immerhin sei aber zugesichert worden, dass bei den Bereichen Bildung und Forschung "nicht der Rasenmäher angesetzt wird".

Planung und Steuerung "aus einer Hand"

Consemüller hatte zuvor in einer Aussendung betont, dass es "unerlässlich (sei), die Bereiche Bildung, Forschung und Innovation aus einer Hand zu planen und zu steuern", wenn Österreich in Europa unter die besten drei Nationen aufsteigen will. Der RTF-Vorsitzende forderte einen "ganzheitlichen Ansatz" für die drei Bereiche, die einander bedingen würden. "Da in der Vergangenheit Entscheidungen in den Feldern zum Teil unabhängig von den übrigen getroffen wurden, war es nicht möglich, das in Österreich verfügbare Potenzial zur Gänze auszuschöpfen", kritisierte Consemüller.

Im September müssen fünf der acht Ratsmitglieder ausscheiden, weil sie bereits zwei Perioden tätig waren. Das betrifft neben Consemüller selbst auch den stellvertretenden Vorsitzenden Günther Bonn, zudem Dervilla Donnelly, Albert Hochleitner und Reinhard Petschacher.

"Entwicklungsdynamik"

Als Erfolg der vergangenen Jahre wertet der RFT-Chef, dass Österreich bei den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) die höchste Entwicklungsdynamik der EU aufweise und sich an der Spitze der "Innovation Follower", der Verfolgergruppe, etabliert habe.

Im Uni-Bereich forderte Bonn zusätzliche Geldmittel. Denn die Unis und die Grundlagenforschung seien die Voraussetzungen für die nachhaltige Entwicklung eines gesunden Innovationssystems.

Consemüller sieht bei den Klein- und Mittelbetrieben großes Potenzial. "Dieses soll mit einer differenzierten Vorgangsweise bei direkter wie indirekter Forschungsförderung erschlossen werden, etwa der Zusammenführung von Forschungsfreibetrag und -prämie zu einer erhöhten Forschungsprämie von zwölf Prozent", so der RFT-Chef. Zusätzlich forderte Consemüller eine verstärkte Förderung der Humanressourcen, dem "einzigen Rohstoff, den Österreich hat". (APA)