Wien/Vöcklabruck - Wie eine Rückkehr in den Kosovo ablaufen könnte, was dabei zu beachten oder zu vermeiden wäre, darüber hat laut Christian Schörkhuber von der Volkshilfe Oberösterreich bisher noch niemand mit Arigona Zogaj und ihrer Familie gesprochen. Vielmehr lotet der langjährige Zogaj-Helfer, wie er im Standard-Gespräch sagt, derzeit "die schmalen rechtlichen Möglichkeiten aus, die der Familie vielleicht doch noch eine Zukunft in Österreich ermöglichen" .

Anwalt im Ausland

Doch Kontakte mit dem Innenministerium bestehen laut Schörkhuber keine (das wird im Büro Maria Fekters stante pede bestätigt), Zogaj-Rechtsanwalt Helmut Blum weilt für drei Wochen in den USA - und eine Heirat Arigona Zogajs mit dem Entertainer Alfons Haider, die dieser in einer Fernsehdiskussion ins Spiel gebracht hat, würde auch kein Bleiberecht begründen. "Wir werden also die Familie vorbereiten müssen, dass eine Ausreise in den Kosovo wohl unvermeidlich ist" , sagt der Volkshilfemitarbeiter.

Christian Fackler von der Caritas in Wien tut das jahraus, jahrein. 1000 gescheiterte Asylwerber und andere "Fremde" ohne Aufenthaltsrecht hat die im Alten AKH angesiedelten Caritas-Rückkehrhilfe in den vergangenen zwölf Monaten auf dem schwierigen Weg in die frühere Heimat zurück begleitet - 205 davon in den Kosovo.

Freiwillig ist relativ

"Die Rückkehrer müssen einverstanden sein. Im Rahmen ihrer oft sehr eingeschränkten Entscheidungsmöglichkeiten müssen sie freiwillig gehen. Wer bleiben will, den zwingen wir zu nichts" , umfasst er die Caritas-Rückkehrphilosophie. Mit einer in Schubhaft, also unter Bedingungen des Freiheitsentzugs, durchgeführten Rückkehrberatung, wie sie in vielen Polizeianhaltezentren existiert, sei das nicht vergleichbar.

Im Kosovo, so Fackler, erwarte die Heimkehrer wenig Anziehendes: "Den Leuten schlagen oft Neid und Ressentiments entgegen. Der überwiegende Teil bleibt arbeitslos. Die von Österreich gewährte finanzielle Starthilfe von höchstens 370 Euro pro Erwachsenen und 200 Euro pro unter Zwölfjährigen ist absolut unzureichend."

370 Euro, mehr habe der Staat zum Beispiel auch einem 18-jährigen Kosovaren nicht mit auf dem Weg gegeben, der nach Verurteilungen wegen Drogendelikten 2008 zurückmusste. In Österreich hatte er seit seinem ersten Lebensjahr gelebt, seine Eltern - inzwischen Österreicher - befinden sich immer noch hier. Unterstützt - auch finanziell - von einem kirchlichen deutschen Rückkehrerprojekt habe er ein Jahr versucht, Fuß zu fassen. Dann sei seine Drogensucht wieder akut geworden. "Der Kontakt brach daraufhin ab" , schildert der Berater.

Die schlechtesten Aussichten auf Reintegration haben Facklers Aussage nach übrigens Menschen nach Abschiebungen: "Da fehlt dann meist jede Zuversicht."(Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 18.06.2010)