Wien - In zentralen Fragen wie Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren haben die Teilnehmer des von Ex-Wissenschaftsminister Johannes Hahn (VP) initiierten Hochschuldialogs keinen Konsens gefunden. Der in fünf Arbeitsforen unterteilte, seit November 2009 laufende Dialog sollte eigentlich Empfehlungen für die heimische Wissenschaftspolitik bringen, die von allen Seiten - Politik und Studenten, Rektoren und Sozialpartnern - mitgetragen werden. Viele andere Empfehlungen in den der APA vorliegenden Schlusspapieren der fünf Arbeitsgruppen sind allgemein und vage gehalten. Zudem sind mit den Uni-Rektoren und den Studentenvertretern wesentliche Akteure aus dem Dialog ausgestiegen.

Studiengebühren nicht einmal erwähnt

In jenen Fragen, die auch SPÖ und ÖVP spalten, haben die Dialogteilnehmer zu keinem mehrheitsfähigen Konsens gefunden: "In der Frage der Zugangsbeschränkungen reichen die Positionen von einer grundsätzlichen Ablehnung bis zur Forderung nach aussagekräftigen und fairen Zugangsregelungen" steht in einem der Schlusspapiere, die das Herzstück des Endberichts bilden. Dieser wird am 30. Juni präsentiert, dem Vernehmen nach sind keine größeren Änderungen mehr geplant. Und weiter: "Es ist als elementares Steuerungsinstrument der Hochschulpolitik dringendst erforderlich, einen politischen Konsens zur Frage des Hochschulzugangs und bereitzustellender Kapazitäten zu entwickeln (Bundesregierung)." Das Thema Studiengebühren wird nicht einmal angeschnitten, was Dialog-Teilnehmer mit den stark differierenden Meinungen begründen.

Kaum Einigungen bei der Studiengeingangsphase

Auch bei den heiß diskutierten Studieneingangs- und Orientierungsphasen sind die Dialog-Teilnehmer auf keinen grünen Zweig gekommen. Es besteht zwar Konsens, dass es solche geben soll. Vorschläge für die konkrete Ausformung reichen allerdings "von einem allgemeinen zusätzlichen Orientierungsjahr bis zu strafferen Eingangsphasen". Einigkeit besteht in dem Punkt, dass "etwa bei pädagogischen Studienrichtungen eine Berufseignung von hoher Relevanz ist".

Verbindlicher Budgetpfad gefordert

Bei der Hochschul-Finanzierung fordern die Teilnehmer, dass es einen verbindlichen Budgetpfad zur Anhebung des Budgets für den tertiären Sektor auf zwei Prozent des BIP geben muss. Außerdem plädieren sie für ein "transparentes Finanzierungssystem mit getrennten Strömen für Lehre und Forschung" insbesondere an den Unis. Allerdings steigen die Teilnehmer gleich selbst auf die Bremse: Zuvor müssten "politische Prinzipien, Leitlinien und Ziele" formuliert sowie "Fragen der Qualität und Kapazität definiert" werden. Es wird eine Implementierung ab 2016 empfohlen. Die Hochschulpartner sprechen sich allerdings auch dafür aus, die "Effizienzpotenziale der tertiären Einrichtungen zu prüfen".

Soziale Durchmischung als Ziel

Das Papier enthält neben altbekannten Forderungen - etwa nach verbesserten Betreuungsverhältnissen vor allem an den Unis, Planungssicherheit für die Hochschulen oder Steigerung der Mobilität heimischer Studenten - den Aufruf an die Regierung, die Zahl der Studienplätze an den Fachhochschulen (FH) auszubauen und deren Finanzierung regelmäßig - nach Bedarf jährlich - an die Inflation anzupassen. Einigkeit besteht bei den Teilnehmern des Hochschuldialogs außerdem darin, dass die Zahl der Studienanfänger, vor allem aber die der Absolventen erhöht werden soll. Auch eine bessere soziale Durchmischung wird als gemeinsames Ziel angegeben, als positives Beispiel werden hier die FH angeführt.

Die Frage, ob die Aufgabe von Österreichs Hochschulen Bildung oder Ausbildung ist, wird quasi mit "sowohl, als auch" beantwortet: "Jeder Ausbildungsaspekt beinhaltet auch die Vermittlung von Kritikfähigkeit und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, während Bildungsziele auch anwendungsorientierte Komponenten beinhalten."

Curricula koordinieren

Außerdem wird angekündigt, dass Unis, Privatunis, Pädagogische Hochschulen (PH) und FH künftig stärker zusammenrücken wollen: Studien sollen besser abgestimmt und die Erstellung von Curricula koordiniert verfolgt werden, außerdem sollen Informationsaustausch und Zusammenarbeit durch regelmäßige Treffen der Führungskräfte der Hochschulen verbessert werden. (APA)