Bild nicht mehr verfügbar.

Pressespiegel: "Ein Leben für die Kronen Zeitung"

Foto: APA/Schlager

Bild nicht mehr verfügbar.

Die WAZ will die "Krone".

Foto: APA/Schneider

Bild nicht mehr verfügbar.

Christoph Dichand.

Foto: APA/Gindl

WAZ-Manager Nienhaus.

Foto: WAZ

Wien - "Ein großer Mann mit großen Leistungen", würdigt WAZ-Manager Christian Nienhaus den Donnerstag mit 89 Jahren verstorbenen "Krone"-Herausgeber. "Wir verneigen uns in tiefem Respekt vor seinem Lebenswerk."

An dem Lebenswerk hielt Hans Dichand 50 Prozent, die er seiner Familie vererbte. Sah er keine andere Aufteilung vor, erbt seine Frau Helga 16,6 Prozent. Ihre Kinder Michael, Johanna und Christoph je 11,11.

"Falls Familie Dichand Geld braucht"

Bis zuletzt verhandelten Christoph Dichand und seine Frau Eva, die "Heute"-Herausgeberin, im Namen des Vaters über einen Kauf der WAZ-Anteile. Die deutschen Partner erwarteten mehr als 200 Millionen Euro dafür, hieß es. Die Dichands boten kolportierte 130 bis 160 Millionen. Mit Dichands Tod tauschen sie Rollen.

"Ein Verkauf der WAZ-Anteile an der Kronen Zeitung ist für uns vom Tisch", sagt WAZ-Mann Nienhaus dem STANDARD. "Aber falls die Familie Dichand Geld braucht, sind wir jederzeit bereit, über den Kauf der Anteile der Familie Dichand zu verhandeln. Die Summen, die im letzten Jahr als mögliche Kaufpreise für unsere Anteile kolportiert wurden, könnten dabei Verhandlungsgrundlage sein. Das gilt auch für die Anteile von Raiffeisen am 'Kurier'. Medienprofis wie wir sind in der Lage, die Kronen Zeitung in dieser Situation erfolgreich weiterzuführen."

In einer ersten Stellungnahme im Freitagblatt schrieb "Familie Dichand", sie werde "Verantwortung tragen". In der Samstagausgabe der "Krone" schließt Chefredakteur Christoph Dichand einer Art Herausgeberbrief über die "Krone", ihren Gründer Gustav Davis, seinen Vater Hans Dichand und deren Selbstverständnis so: "Und mit diesem Vermächtnis unserer Gründer werden wir weitermachen!" Klingt nicht nach Verkauf, jedenfalls nicht nach raschem Rückzug.

Aus neuen Millionen für Hans werden 4,5 Millionen für Helga Dichand

Ein Kenner des Mediaprint-Konzerns rechnet über ein, zwei Jahre nicht mit Verschiebungen der Anteile. Die zuletzt pulverisierten Gewinne zogen wieder an. Und die WAZ bekommt mehr Geld aus der "Krone": Dichand erhielt, garantiert durch die Verträge zum Einstieg der WAZ 1987, pro Jahr neun Millionen Euro Vorabgewinn. Alle Gewinne darüber hinaus teilten Dichand und WAZ 50:50. Nach Standard-Recherchen garantieren die Verträge Helga Dichand 4,5 Millionen, und nicht mehr vorab.

Nach Dichands Tod entscheiden nun je ein Geschäftsführer der beiden Gesellschafter gemeinsam. Die WAZ sandte schon ihren Justitiar Axel Kroll. Dichands Vertrauter Wolfgang Altermann könnte auf Sicht Platz für einen Nachfolger machen. Die WAZ überlegt zudem, ob sie einen zweiten, geschäftsführenden Chefredakteur installiert, tunlichst einen Österreicher. Derzeit führt Christoph Dichand die Redaktion. Als potenzielle Führungskräfte gehandelt: Krone-Vize Georg Wailand, Berater Hans Mahr, früher Krone-Journalist und -Manager, und Eva Dichand. Für die Mediaprint kursiert regelmäßig Oliver Voigt (Verlagsgruppe News).

"Immer eine interessante Überlegung" war der "Kurier" diese Woche auch für Styria-Boss Horst Pirker. Bisher sei das Blatt aber ja noch in der Mediaprint mit der "Krone" verbunden. Als Wiener Standbein eines Rings von Bundesländerblättern spielt der "Kurier" seit Jahrzehnten immer wieder eine tragende Rolle in Medienszenarien. Vor einem Jahr attestierte Pirker der Zeitung freilich noch - naturgemäß im übertragenen Sinne - "Krankheitssymptome", die sie wenig attraktiv für ein Styria-Engagement machten. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.6.2010)