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Diese Orang-Geste könnte womöglich "Will haben" heißen.

Foto: APA/EPA/ANDREW BROWNBILL AUSTRALIA

St. Andrews - Was teilt ein Orang-Utan einem Artgenossen mit, wenn er gerne spielen möchte? Und wie verlangen die "Waldmenschen" bei ihren Kollegen nach Futter? Um diese Fragen zu beantworten, haben Erica Cartmill und Richard Byrne von der schottischen Universität St. Andrews so etwas wie ein Lexikon des Orang-Utanischen erstellt.

Da unter den Menschenaffen das Sprechen den Vertretern von Homo sapiens vorbehalten ist und alle anderen Verwandten nichtsprachlich kommunizieren, ging es dabei um die Erfassung der Gesten der Tiere, die erstmals systematisch erfasst wurden. Und um falsche Übersetzungen oder Missverständnisse zu vermeiden, beobachteten die beiden Verhaltensforscher, die sich auch bei Gorilla-Gesten gut auskennen (vgl. "Animal Cognition", Bd. 13, Nr. 2, 2009) neun Monate lang 28 Orang-Utans in drei europäischen Zoos.

Dabei machten die beiden zunächst 64 verschiedene Gesten aus, von denen die Menschenaffen wiederum 40 oft genug nutzten, um ihre Bedeutung zweifelsfrei zu klären. Diese vierzig Gesten wurden von den Affen mit der Absicht benutzt, eine von sechs der folgenden Reaktionen auszulösen, wie die Forscher im Fachblatt Animal Cognition schreiben.

Dazu gehören unter anderem eine Interaktion in Form von Kontakt, Körperpflege oder Spiel anzuregen, das Erbitten eines Gegenstands, das gemeinsame Nutzen eines Gegenstands, das Abdrängen eines Partners oder das Beenden einer Handlung.

Dann testeten die Forscher ihre Beobachtungen, indem sie überprüften, was der Orang-Utan, der die Geste ausgeführt hatte, tat, wenn die tatsächliche nicht mit der gewünschten Reaktion übereinstimmte. Dabei stellten sie fest, dass die Affen hartnäckiger gestikulierten, wenn ihr Gegenüber nicht in der erwarteten Weise reagierte.

Wenn ein Menschenaffe spielen will, sind übrigens Hiebe am wirksamsten. Sind die Artgenossen besonders verspielt, helfen auch Purzelbäume. (DER STANDARD, Printausgabe, 19./20. 6. 2010)