Im Hochspannungssaal des Technischen Museums: (sitzend von links) Heidi Schrodt (AHS Rahlgasse), Erich Huber (WKW), Klaus Fetka (Porsche) und Heidrun Strohmeyer (Bildungsministerium).

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Fehlender Nachwuchs für technische Berufe ist für die Wirtschaft ein Problem. Laut Erich Huber, dem Leiter der Abteilung für Bildungspolitik und Berufsausbildung der WKO, haben 42 Prozent österreichischer Industriebetriebe Probleme, Fachkräfte, und 54 Prozent Hochqualifizierte für Forschung und Entwicklung zu finden.

Klaus Fetka, Personalchef von Porsche Inter Auto, kann das bestätigen: "Früher konnten wir uns die Lehrlinge aussuchen, jetzt finden wir trotz Kampagnen nicht genügend Jugendliche, die bei uns beginnen wollen." Das hätte zum einen demografische Gründe, zum anderen hätte er nur den halben Pool aller möglichen Kandidaten zur Auswahl, weil nach wie vor Mädchen nicht interessiert wären, einen technischen Lehrberuf zu beginnen. Logisch, dass Fetka alles daran setzen will, Mädchen noch mehr für sein Unternehmen zu begeistern. 

Hilfestellung bei der Berufswahl

Von Politik und Schule erwartet er sich dabei mehr Unterstützung, vor allem wenn es darum geht, Jugendlichen Hilfestellung bei ihrer Berufswahl zu geben: "In der 8. Schulstufe gibt es viel zu wenig Informationsveranstaltungen, und zwar auch für Eltern. Statt die Entscheidung der weiteren Schullaufbahn ihrer Kinder nur den Eltern aufzubürden, sollte es viel mehr Möglichkeiten geben, auszutesten, wofür der Einzelne wirklich geeignet ist. Mit dieser Orientierungshilfe ist die richtige Wahl leichter, und die Dropout-Rate in der 9. Schulstufe wäre geringer." Heidrun Strohmeyer, Leiterin des Bereiches IT, Bildungsstatistik und Gender im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur: "Leider funktioniert die verbindliche Berufsorientierung nicht so ganz. Dort, wo es gute Schulleiter und engagierte Lehrer gibt, wird aber sehr viel getan."

Alles von oben zu verordnen, davon hält Heidi Schrodt, Direktorin der Wiener AHS Rahlgasse, nichts: "Wir haben schon vor einigen Jahren ganz bewusst bei uns begonnen, das Realgymnasium attraktiver zu gestalten. Mittlerweile ist dieser naturwissenschaftliche Zweig auch bei den Mädchen der beliebteste. Sie verbinden mit Technik nicht nur Kabel und Maschinen, sondern Kreativität und Spaß." Der Unterricht müsse anders werden, so die Direktorin überzeugt. Lehrer sollten wissen, worauf es ankommt, wenn man Kinder begeistern will. Auf die Frage von Moderatorin Karin Bauer, was sie sich in diesem Zusammenhang für die Zukunft wünsche: "Viel Gestaltungsspielraum für die einzelnen Schulen, um auf innovative Weise Buben und Mädchen an Technik heranzuführen einerseits, andererseits vom Ministerium die nötigen Mittel um solche Projekte zu realisieren."(Judith Hecht, DER STANDARD, Printausgabe, 19./20.6.2010)