In der französischen Politik droht schlechte Stimmung: Der gaullistische Ex-Premier Dominique de Villepin gründet eine eigene Formation und wirft damit seinem bisherigen Parteifeind Nicolas Sarkozy den Fehdehandschuh hin. Wie die neue Gaullistenpartei heißen wird, ist noch geheim; Witzbolde nennen sie aber bereits PAS - Partie Anti Sarkozy (Anti-Sarkozy-Partei). Das sagt schon alles. Frankreichs Bürgerliche stellen sich auf bewegte Zeiten bis zu den Präsidentschaftswahlen 2012 ein.

Die Frage ist, ob Villepin dem aktuellen Staatspräsidenten dabei gefährlich werden kann. Arithmetisch kaum: In Wählerumfragen für den ersten Wahlgang kommt der 56-jährige Poet mit blauem Blut nur auf acht Prozent, was ungefähr einem Viertel von Sarkozys Stimmenpotenzial entspricht. Da ist auch noch die Clearstream-Affäre, in der Villepin - vermutlich auf Betreiben Sarkozys - noch einen Berufungsprozess am Hals hat.

Diese Schmutzaffäre hat aber den gegenseitigen Hass der beiden Rechtspolitiker nur noch gesteigert. Villepin wäre wohl in der Lage, die gaullistische Wählerschaft im zweiten Durchgang zur Stimmabstinenz aufzurufen. Jacques Chirac hatte dies 1981 gegenüber Valéry Giscard d'Estaing vorgemacht - gewählt wurde der Sozialist François Mitterrand. Ohne Villepin-Stimmen verlöre wohl auch Sarkozy gegen einen sozialistischen Einheitskandidaten. Villepins Störpotenzial ist damit größer als es den Anschein macht. (Stefan Brändle/DER STANDARD, Printausgabe, 19.6.2010)