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Willie Nelson.

Foto: AP Photo/Peter Kramer

Alte Menschen haben Falten. Auch Willie Nelson. Und wie! Seine Physiognomie scheint aber weitgehend von Lachfalten gestaltet worden zu sein. Wobei der mittlerweile 77-jährige Country-Gigant durchaus schlechte Zeiten hatte und Lieder verfasste, die so todtraurig wie wunderschön waren. In einer raren Intensität ist derlei Liedgut auf seinem Album Spirit von 1996 zu finden. Ein Werk, das Johnny Cashs frühen American Recordings in nichts nachsteht. Heuer hat der untypische Texaner ein lapidar Country Music betiteltes Werk veröffentlicht, auf dem er hauptsächlich Fremdmaterial - von Merle Haggard bis Hank Williams - interpretiert. Daneben unter die Haut gehende Deutungen von Evergreens des Genres wie Dark As A Dungeon oder Satisfied Mind. Am Sonntag wird Nelson, der Nachbar von Kris Kristofferson und mit diesem einer der letzten seiner Art, in der Wiener Stadthalle auftreten. Seine akustische Gitarre wird wie üblich ein zweites großes Loch im Resonanzkörper haben, aber der alte Hippie glaubt nicht an große Gitarrensammlungen. Er spielt so lange auf einer Gitarre, bis sie kaputt ist, dann schafft er eine neue an. Wer einen der letzten großen Alten des Genres live erleben möchte, sollte diesen Termin wahrnehmen und mit Willie, dem Charmeur, lachen - oder eine Träne abdrücken. (flu, DER STANDARD/Printausgabe 19./20.6.2010)