Das Karteninterface von Google Navigation präsentiert sich recht aufgeräumt, die wichtigsten Informationen werden klar kenntlich in den Vordergrund gestellt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Angabe des Zielorts kann auf unterschiedlichsten Wegen erfolgen, die Spracheingabe gehört wohl zu den eindrücklichsten Fähigkeiten der Software.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer will kann sich entlang der Route diverse Zusatzinformationen anzeigen lassen, wie von Google Maps gewohnt lassen sich die Markierungen auf der Karte anklicken um weitere Informationen zu einem Ort zu erhalten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Für die Ortsinformationen greift man auf Google Places zurück, eine aktive Netzanbindung ist hierfür also vonnöten. An dieser Stelle lässt sich auch rasch ein Eintrag als Ziel der eigenen Fahrt festlegen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vor Reiseantritt empfiehlt sich ein Blick auf die Routeninformationsansicht. Hier lassen sich auch alternative Wege wählen oder zusätzliche Parameter - wie das Vermeiden von Autobahnen - festlegen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer mit all den Formen der grafischen Aufbereitung so gar nichts anfangen kann, kann sich die Anweisungen auch in reiner Textform anzeigen lassen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer will kann die Route auch über die Satellitenaufnahmen von Google legen lassen, dies benötigt freilich regelmäßigen - und mehr - Datenverkehr, ist zudem im Realeinsatz auch weniger übersichtlich.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Vor allem für die Vorabplanung interessant ist, dass die Route Schritt für Schritt durchgegangen werden kann, alternativ werden hierfür die Bilder von Street View verwendet - so sie denn im betreffenden Land überhaupt verfügbar sind. In Österreich ist dies ja derzeit noch nicht der Fall.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Google Navigation schickt sich an, Live-Verkehrsinformationen in die Kartenansicht einzubinden, derzeit ist diese aber nur an ganz wenigen Punkten verfügbar.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In der Nacht wechselt die Kartendarstellung der Software automatisch auf ein dunkleres Farbschema.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit Google Navigation hat der Softwarehersteller Ende Oktober 2009 - parallel zur Vorstellung des Motorola Droid (in Europa: Milestone) - ein Service vorgestellt, das rasch für einiges Aufsehen sorgen sollte: Durch die Navigationssoftware verschafft man dem eigenen mobilen Betriebssystem Android ein echtes Killer-Feature, platzt dieses doch als kostenlose Software in einen typischerweise recht hochpreisigen und von spezialisierten Herstellern wie Garmin oder Tomtom dominierten Markt.

Einschränkung

Europäische Android-NutzerInnen konnten sich über die solcherart dargebotenen Möglichkeiten bis vor kurzem allerdings nur recht theoretisch freuen, war das Navigationsservice doch anfänglich nur für die USA verfügbar - zumindest so lange man sich keine modifizierte - und rechtlich umstrittene - Google-Maps-Version aus dem Internet besorgen wollte. Eine Beschränkung, die übrigens keineswegs auf einem simplen Willkürakt des Softwareherstellers beruht, wie in Online-Foren immer wieder gerne mal gemutmaßt ist, sondern einen recht realen, rechtlichen Hintergrund hat. Für das bei Google Maps genutzte Kartenmaterial stützt sich Google seit den Anfängen auf externe Anbieter, die entsprechenden Verträge stecken der Nutzung dieser Daten jedoch einen engen Rahmen - der Einsatz in einer Navigationssoftware ist dabei explizit ausgeschlossen. Dies da die Drittanbieter ihre Kartendaten parallel auch recht gewinnbringend an Navi-Hersteller verkaufen wollen, eine kostenlose - oder zumindest günstige - Weitergabe an Google würde dem wohl im Weg stehen.

Nebeneffekte

Was Navigation nun überhaupt möglich macht, ist eigentlich eine Nebeneffekt eines anderen Produkts: Durch die Touren der Street-View-Autos hat Google mittlerweile selbst umfangreiches Kartenmaterial zusammengestellt, bis vor kurzem hatte man hier aber nur in den USA die für eine Navisoftware nötige lückenlose, landesweiter Abdeckung erzielt. Eine Beschränkung, die nun aber ein erfreuliches Ende gefunden hat: Seit Anfang Juni ist Google Navigation in 11 weiteren Ländern verfügbar - darunter auch Österreich und Deutschland, höchste Zeit hier also mal einen genaueren Blick zu riskieren.

Android 1.6+

Die Navigationssoftware ist - unter Android 1.6+ - fixer Bestandteil aktueller Google-Maps-Versionen, ein separater Download ist für die Nutzung also nicht mehr vonnöten. Im Test hatte sich allerdings gezeigt, dass der Eintrag für die Navigationskomponente in der Android-Programmliste nicht von selbst eingetragen wurde, ein Entfernen und die Neuinstallation der aktuellen Google-Maps-Version brachte hier jedoch Abhilfe.

Richtungsweisend

Wird Google Navigation über diese Programm-Icon gestartet, öffnet sich ein Fenster, in dem ein Zielort auf mehreren Wegen festgelegt werden kann: Am einfachsten funktioniert das Ganze wohl über die Spracheingabe, zudem können Adressen aber auch direkt über die Tastatur eingegeben werden, sehr nützlich ist die Möglichkeit einzelne Kontakte als Zielort anzugeben - hier werden natürlich nur jene gelistet, bei denen auch entsprechende Adressinformationen vorhanden sind. Schnellzugriff gibt es zudem auf in Google Maps mit der Stern-Funktion favorisierte Ortseinträge - da Android automatisch zwischen Web und Smartphone synchronisiert, lassen sich so zentrale Wegpunkte schon vorab über den Desktop-Rechner vorbereiten. Darunter folgt dann noch eine Auflistung der zuletzt angesteuerten Orte.

Sprache

Mit der kurz schon erwähnten Spracheingabe liefert Google Navigation auch gleich sein erstes großes Highlight, funktioniert diese - bei betont klarer Aussprache - im Test doch überraschend zuverlässig. Neben Adressen kann hier auch nach beliebigen Begriffen oder Geschäftsnamen gesucht werden. Gibt es einen eindeutigen Eintrag, geht die Software automatisch zum Planen der Route über, sind mehrere Ergebnisse vorhanden, werden diese auf einer Google-Maps-Karte zur Auswahl gestellt. Auch die Integration mit dem restlichen System kann überzeugen, im Großen und Ganzen bedeutet dies: Wo eine Adresse zu finden ist, kann diese auch über ein paar Klicks an die Navigationssoftware weitergereicht werden, sei es das Adressbuch, seien es Kalendereinträge. Außerdem lassen sich einzelne Zielorte als Shortcuts auf den Home-Screen von Android legen, wohl die schnellste Methode häufig benutzte Zielorte anzusteuern.

Einheitlich

Googles Sprachsuche funktioniert mittlerweile auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch und Chinesisch (Mandarin). Ein kleiner Wermutstropfen: Auf welche Eingaben sich die Software einstellt, hängt von den systemweiten Einstellungen des Smartphones ab, wer englische Texte bevorzugt, muss also auch englisch sprechen. Ein Beschränkung, die allerdings mit Android 2.2 fallen soll, hier lassen sich dann die Spracheinstellungen gesondert festlegen.

Trickreich

Dazu noch ein paar Hinweise: Da die deutsche Spracheingabe ebenfalls erst parallel zur Vorstellung von Google Navigation gestartet wurde, ist das entsprechende Programm auf vielen Android-Smartphones noch nicht installiert, es lässt sich allerdings im Android Market unter dem Suchbegriff "Sprachsuche" auffinden. Zumindest theoretisch, denn hier hat Google eine nur wenig nachvollziehbare Beschränkung eingeführt, das entsprechende Paket wird nämlich nur über den Zugriff von deutschen Telekomanbietern gelistet, im österreichischen - oder auch schweizerischen - Android Market sucht man hingegen vergeblich danach. Immerhin kann man sich das entsprechende Paket ja auch auf anderem Weg besorgen, ein aktueller Thread aus dem Android-Hilfe.de-Forum bietet entsprechende Abhilfe.

Ansichtssache

Von Haus aus werden die Routen - wie von anderen Navis gewohnt - aus der subjektiven Perspektive in einem leicht schrägen Winkel auf die Karte dargestellt. Den Grad der Steilheit dieses Winkels passt die Software laufend intelligent an, etwa um kommende Abzweigungen schon frühzeitig darzustellen, und sie dann am Ende doch nicht aus dem Blick zu verlieren. Sowohl das - durch die Nutzung von Google Maps als Quelle - topaktuelle Kartenmaterial als auch die Positionierung fielen im Test durchwegs positiv auf, die Darstellung wird rasch an die Veränderung des eigenen Standorts angepasst. Einzige Ausnahme sind hier Tunnel, wenn die Software den GPS-Link verliert, wird auch die Route nicht mehr aktualisiert - hier sollte man anhand von Geschwindigkeit und Kompass die aktuelle Position eigentlich zumindest gut schätzen können.

Korrektur

Kommt man einmal vom vorgeschlagenen Weg ab, berechnet Google Navigation automatisch eine neue Route, wie flott das geht, hängt dabei allerdings von der aktuellen Netzanbindung ab. Denn während die ursprüngliche Route am Beginn der Reise lokal gecachet wird - und so ohne weiteres Nachladen zum Ziel führt - wird bei jeder Kurskorrektur wieder ein Datenzugriff benötigt. Ein definitiver Nachteil gegenüber herkömmlichen Navis die das Kartenmaterial lokal zur Verfügung haben. Die fehlende Möglichkeit Kartengebiete gezielt vorab lokal abzuspeichern, ist überhaupt einer der größten Schwachpunkte von Google Navigation. Immerhin sind Navis immer dort am notwendigsten, wo sich die FahrerInnen am wenigsten auskennen, also etwa in anderen Ländern. Aufgrund der typischerweise noch immer horrenden Daten-Roaming-Kosten ist dies allerdings nur für finanziell äußerst wohl gebettete Personen zu empfehlen. Insofern ein kleiner Tipp am Rande: Wer Google Navigation im Urlaub benutzen will, sollte sich lieber vorab nach billigen Datenwertkarten umschauen, damit steigt man im Schnitt erheblich günstiger aus, als mit jeder noch so marginalen Roaming-Nutzung.

Potential

Die strikte Online-Ausrichtung von Google Navigation birgt aber bei weitem nicht nur Nachteile, eröffnet sie doch Möglichkeiten, von denen andere Navi-Lösungen meist nur träumen können. So gibt es etwa für all jene Länder, wo dieses Service verfügbar ist, die Möglichkeit Routen in Street View darzustellen, die Richtungspfeile werden dabei direkt über die Straßenansicht gelegt. Während des Fahrens ist diese Darstellung freilich nicht wirklich sinnvoll, zum Planen vor Reiseantritt erweist sich das Ganze aber als äußerst hilfreich, um sich schon vorab einen Eindruck zu verschaffen.

Ebenen

Die traditionelle Kartenansicht lässt sich - wie von Google Maps gewohnt - mit zusätzlichen "Ebenen" um zahlreiche Zusatzinformationen anreichern. Dazu gehört die Nutzung von Satellitenbildern statt der klassischen Maps-Ansicht, zudem können Tankstellen, Restaurants, Banken und Parkhäuser entlang der Route eingeblendet werden. Die Informationen dazu sind dabei zwar immer topaktuell - immerhin werden sie direkt von Google Places geliefert - aber zwei dieser Ebenen - Banken und Parkhäuser - lieferten in Wien gleich überhaupt keine Ergebnisse. Wem all dies noch nicht reicht, der kann auch noch nach frei gewählten Begriffen anhand der Strecke suchen, falls etwas Interessantes dabei ist, lässt sich die Route mit wenigen Klicks anpassen.

Fehlende Funktionen

Etwas enttäuschend dabei allerdings, dass sich bei Google Navigation immer nur ein Zielpunkt definieren lässt, die Angabe von Zwischenpunkten ist nicht vorgesehen. Auch sonst ist die Anpassung der Route nur sehr eingeschränkt möglich: Zwar bietet die Software meist ein, zwei alternative Routen an, manuell einzelne Straßen auszunehmen ist jedoch nicht möglich. Immerhin kann der Software gesagt werden, dass man mautpflichtige Straßen oder Autobahnen meiden will, auf diese Weise lässt sich dann je nach Gusto die Route Wien-Innsbruck von 4:28 auf 8:35 Stunden ausdehnen.

Sprachausgabe

Den Weg weist die Software dabei sowohl im Porträt- als auch im Landscape-Modus des Smarpthones recht übersichtlich, zudem gibt es Textansagen in deutscher Sprache. Die Qualität verdient sich dabei mit ihrem recht metallischen Klang ein durchwegs mittelmäßiges "OK", auch neigt die Software zu etwas häufigen Ansagen. Entfernung und voraussichtliche Dauer der Fahrt werden vorab berechnet und angezeigt, wobei die zeitlichen Angaben hier in der Praxis eher kurz bemessen sind.

Verkehr

Zumindest theoretisch ein weiteres Highlight von Google Navigation: Die Software zeigt Live-Informationen über das Verkehrsaufkommen an. Im Test wurde dies allerdings nur für ganz wenige Passagen dargestellt, eigentlich nur auf viel befahrenen Autobahnen - ein Zauber mit beschränkter Wirkung, also. Von aktuellen Baustellen wusste die Software im Test auch nichts und plante fröhlich durch gesperrte Straßen.

Automatische Anpassung

In den Nachtstunden wechselt die Kartenansicht auf ein dünkleres Farbschema, um sich der Umgebungshelligkeit anzupassen. Wer will kann parallel zum Google-Navigation-Betrieb auch andere Android-Programme nutzen, in die Navi-Software kann dabei flott über den Benachrichtigungsbereich des Systems zurückgekehrt werden.

Stromverbrauch

Da Google Navigation den Screen dauernd aktiv hält und zudem stetig das GPS benutzt, verbraucht die Software einiges an Strom. Wer längere Routen fahren will, sollte also zumindest ein Autoladegerät anschaffen, noch besser das für manche Geräte - etwa das Nexus One oder das Motorola Droid / Milestone - angebotene Car Dock, das gleich die passende Halterung bietet. Bei externen Ladegeräten sollte zudem aufgepasst werden, dass diese genügend Strom liefern. Manche Modelle bieten hier offenbar nicht genügend Saft für den Schnelllademodus, was dazu führen kann, dass der Akku trotz Batterieanschluss langsam weiter entladen wird. (Der Konjunktiv im vorangehenden Satz ergibt sich daraus, dass der konkrete Stromverbrauch auch von anderen Faktoren wie der Qualität des UMTS-Empfangs oder der Aktivierung der WLAN-Suche abhängig ist). Dieser Effekt kann übrigens auch auftreten, wenn der Akku eines Smartphones zu heiß wird, da dieses in so einem Fall aus Sicherheitsgründen den Ladevorgang einstellt - also immer aus der Sonne legen.

Fazit

Trotz der erwähnten Defizite erweist sich Google Maps Navigation als ein echtes Highlight, das den Griff zu einem Android-Smartphone noch ein ganzes Stück interessanter macht - nicht zuletzt im Vergleich zur großen Konkurrenz aus dem Hause Apple. Klar: Wie im Artikel schon an mehreren Stellen betont, gibt es durchaus noch einigen Spielraum für weitere Verbesserungen, und im Vergleich zu den professionellen Lösungen der großen Navihersteller spielt man - bei der Kernfunktionalität - bestenfalls in der Mittelklasse, der Preis ist dafür aber unschlagbar. Und genau da besteht dann auch das langfristige Problem für den kostenpflichtige Mitbewerb bei Navigationslösungen: Für viele wird auf Dauer ein Smartphone mit Google Navigation als Orientierungshilfe ausreichend sein, der Anreiz ein eigenes Navi - oder eine kostspielige Softwarelösung - zu kaufen sinkt deutlich. Zudem werden wohl die Hersteller anderer Smartphone-Betriebssystem nachziehen (müssen), bei Nokia hat man dies mit Ovi Maps ja bereits getan, auch Apple wird sich hier wohl nicht ewig bitten lassen - eventuell sogar in Kooperation mit Google, falls man über die aktuellen Animositäten noch hinwegsehen kann. Insofern hat Google Navigation den Markt für Navi-Lösungen schon jetzt nachhaltig umgekrempelt - ein Umstand, der die KonsumentInnen uneingeschränkt freuen darf, egal welche Smartphone-Plattform sie selbst zum Einsatz bringen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 20.06.10)