Als der Mann aufwachte, konnte er weder Beine noch Arme bewegen. Er wurde panisch, zumal seine Blase auf Entleerung drängte. Stocksteif war er, regungslos lag er da, er spürte nur einen Luftzug, der durch seinen schmalen Körper wehte - unten rein, oben raus. Wie er es geschafft hat, trotzdem ins Badezimmer zu gelangen, weiß er nicht mehr. Er sah in den Spiegel und erschrak. Eine gebrauchte Vuvuzela schaute ihm entgegen. Immerhin hatte sie noch zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase und einen Mund, aber es war ganz klar eine gebrauchte Vuvuzela.

Der Mann wollte auweh schreien, brachte das Wort nicht raus, es entkam ihm nur ein Tröten. Und damit fällt in Südafrika niemand auf. Er knickte um, versuchte, die Geschehnisse der vergangenen Stunden zu rekonstruieren. Er war nach dem Spiel zwischen Slowenien und den USA abendessen, es wurde philo-sophiert und gescherzt, man begann einen Wettstreit. Wer am besten eine Vuvuzela imitiert, gewinnt. Der Mann röhrte beeindruckend und siegte verdient. Davor hatten ihm Freunde aus einem fernen Land Mails geschickt. Sie baten ihn, er möge doch Original-Vuvuzelas mitbringen. "Die sind ja alle nicht dicht" , dachte er und suchte den nächstbesten Laden auf, um ein Dutzend Vuvuzelas zu kaufen. Im Dutzend sind sie billiger - und lauter. "Weit habe ich es gebracht" , sagte der Mann zu sich selbst und schleppte die Beute ins Hotel.

Wie die Geschichte ausgegangen ist? Gut. Die Bandscheibe hat ihren Vorfall beendet. Beim zweiten Blick in den Spiegel hat den Mann der gewohnte Prinz angelächelt. Die Vuvuzelas hat er aus dem Badezimmer genommen und ganz unten im Koffer verstaut. (DER STANDARD Printausgabe, 21.6.2010)