Heinz-Christian Strache meint es ernst. Der blaue Parteichef will bei der Wien-Wahl im Oktober nicht nur die üblichen Proteststimmen einkassieren, sondern der SPÖ wirklich wehtun. Dafür ist er sogar bereit, verbal ein paar Gänge zurückzuschalten - theoretisch jedenfalls. 2005, frisch von der Haider-Truppe getrennt, glaubte er noch, die Pummerin vor dem Muezzin retten zu müssen. Jetzt will Strache plötzlich in die politische Mitte, sieht sich als Chef einer "positiven Zukunftspartei" und versucht, als junge, wählbare Alternative zum absolut regierenden Bürgermeister aufzutreten.

Das schafft er allerdings nur, solange er nicht allzu viele Parteikollegen um sich hat. Denn im gewohnten Umfeld verfällt er ganz schnell wieder in die alten Redemuster. Da taucht dann plötzlich das "Haus Wien" auf, das von "Ostbanden" bedroht wird, da hauen Zuwandererkinder das Niveau an den Pflichtschulen zusammen, und die Finanzstadträtin wird zur "verbalen Kalaschnikow" .

Den halbherzigen Versuch, sich gemäßigt und lösungsorientiert zu geben, hätte er sich eigentlich sparen können. Denn selbst ein ernst gemeinter Sinneswandel hätte es bis zur Wahl nicht in die Köpfe der Wiener geschafft. Dann doch lieber gleich sagen, was man wirklich denkt. Das ist offenbar auch Straches Mitstreitern lieber.Denn sonst hätten sie ihn nach seiner Rede beim Landesparteitag nicht mit mehr als 99 Prozent der Stimmen wiedergewählt. (DER STANDARD Printausgabe, 21.6.2010)