Bischkek - In der südkirgisischen Stadt Osch ist es am Montag erneut zu Zusammenstößen zwischen dem Militär und Angehörigen der usbekischen Minderheit gekommen. Dabei wurden nach Angaben von Behörden und Menschenrechtsgruppen mindestens zwei Personen getötet. Die Sicherheitskräfte hätten in einem Usbeken-Viertel nach Waffen gesucht. Dabei seien viele Menschen geschlagen worden, berichtete Ole Solvang von Human Rights Watch. Ein Regierungssprecher sagte, Usbeken hätten die Soldaten angegriffen. Bei den Toten handele es sich um Zivilisten. Solvang zufolge wurden etwa 20 Menschen verletzt. Ärzte könnten aus Sicherheitsgründen nicht in entferntere Gebiete vordringen, wo mehr Opfer vermutet würden.
Bei den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen den Volksgruppen sind bis zu 2.000 Menschen getötet worden. Hunderttausende sind vor der Gewalt auf der Flucht.
Ermittlungen wegen Mordes, Brandstiftung und Entführung
Nach den blutigen Unruhen in Kirgistan sind nach Angaben des Innenministeriums 20 mutmaßliche Beteiligte festgenommen worden. "20 Verdächtige wurden wegen Beteiligung an Straftaten in Osch festgenommen", sagte Innenministeriumssprecher Bakit Sejtow am Sonntag in Bischkek. Außerdem seien 90 Ermittlungsverfahren wegen Mordes, Brandstiftung und Entführung eröffnet worden, fügte der Sprecher hinzu. Im Süden gebe es "noch Probleme in den Gebieten, in denen der Ausnahmezustand verhängt wurde, aber es gibt keine Schießereien", sagte Sejtow. Viele Flüchtlinge kehrten bereits zurück.
Im Süden der einstigen Sowjetrepublik waren in der vergangenen Woche Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen und der usbekischen Minderheit eskaliert, bei denen nach Einschätzung von Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa bis zu 2.000 Menschen getötet wurden. Insgesamt sind nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Million Menschen von der Gewalt direkt oder indirekt betroffen. Rund 300.000 Menschen sind demnach ins benachbarte Usbekistan geflohen, 700.000 verließen ihr Zuhause, um woanders im Land Zuflucht zu suchen. (APA/AFP)