Graz - Die steirische Wollsdorf Leder hat die wirtschaftliche Krisenlage eigenen Angaben zufolge durchtaucht und will bis zum Sommer wieder rund 700 Mitarbeiter bei ihren Standorten in Wollsdorf und Weiz beschäftigen. Der im Vorjahr geschlossene Standort Wilhelmsburg in Niederösterreich werde jedoch nicht mehr geöffnet. Dafür soll 2011 eine Fertigungsstätte in China ihren Betrieb aufnehmen. Sie stehe aber nicht in Konkurrenz zu den steirischen Standorten, so Geschäftsführer Andreas Kindermann am Montag.

2009 habe Wollsdorf Leder die Krise "deutlich gespürt", nicht nur bei der Produktion für die Autoindustrie, sondern auch bei der Möbel- und Flugzeuglederherstellung. Der Umsatz sank von rund 105 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2007/2008 auf knapp über 80 Mio. Euro 2008/2009. Für das mit Juni ablaufende Geschäftsjahr 2009/2010 dürfte der Umsatz wieder auf rund 95 Mio. Euro steigen, so Kindermann. Nähere Kennzahlen wurden nicht genannt. Mit den vermehrten Aufträgen habe man auch wieder Mitarbeiter aufnehmen können: Teile der Belegschaft waren 2009 erst in Kurzarbeit geschickt, dann auch gekündigt worden. Der Mitarbeiterstand sank von 860 auf 600. 2010 soll er wieder auf 700 anwachsen, so der Plan des Geschäftsführers.

Trotz der Krise habe Wollsdorf Leder seinen Marktanteil von 70 Prozent bei Lenkradnaben-Leder gehalten. Die Entwicklung in den kommenden Monate sah Kindermann positiv: "Es werden wieder mehr Autos verkauft, vor allem auch oft mit kostenloser Sonderausstattung, zu der vor allem Lederlenkräder gehören. Das kommt uns zu Gute." Die Gerberei in Wollsdorf und die Stanzerei in Weiz seien damit wieder voll ausgelastet. Bei der Möbellederherstellung sei man jedoch noch nicht beim Stand von 2008, beim Flugzeugleder zeichne sich hingegen bis zum Herbst ein lukrativer Vertragsabschluss mit einer großen deutschen Fluglinie ab.

Investition in Umwelttechnik

Neben der Krise hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren harte Kritik von Umweltorganisationen zu verarbeiten: Die Abwässer der Betriebe sollen u.a. für den Schaum auf der Raab verantwortlich sein. Mittlerweile habe man aber "massive Maßnahmen" gesetzt, so der Geschäftsführer. Bis Jahresende sollen die Abwasserwerte im Schnitt um 80 Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren gesenkt sein. 2010 will das Unternehmen dafür weitere vier Mio. Euro in Gebäude, Kläranlage und Klärschlammentwässerung investieren.

Um als "kleine, österreichische Gerberei" auch weiterhin im weltweiten Vergleich bestehen zu können, setze man auf Innovationen, die den Marktvorsprung für das Unternehmen garantieren sollen, so der Geschäftsführer. 2010 habe man vier neue Patente angemeldet, außerdem fertige man nun auch "Native Skin" für Armbänder der Firma Hirsch. Neben den Vertriebsbüros in den USA und Australien wurde ein weiteres Büro in Hongkong eröffnet. In der neuen Fertigungsstätte in China, die 2011 in Betrieb gehen und bis zu 200 Mitarbeiter beschäftigen soll, will Wollsdorf Leder eine weitere Fertigungsstufe mit der Herstellung von Autositz-Lederbezügen für den chinesischen Markt erreichen. Das Leder dafür werde aber weiterhin in der Steiermark gegerbt. (APA)