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Dem ehemaligen Händler Kerviel drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 375.000 Euro.

Foto: AP/Thibault Camus

Paris - Der direkte Vorgesetzte des französischen Skandalhändlers Jérôme Kerviel war nach eigenen Worten auf seinem Posten überfordert. "Ich fühlte mich verloren, ja, nicht nur im Computer-Dschungel, sondern auch beim Händlervokabular", sagte der ehemalige Abteilungsleiter Eric Cordelle am Montag in Paris im Prozess gegen Kerviel. Der 33-jährige Händler soll bei der Großbank Société Générale durch ungenehmigte Spekulationen einen Verlust von 4,9 Mrd. Euro verursacht haben.

Sein ehemaliger Vorgesetzter sagte, ihm sei Kerviel als eine Person vorgestellt worden, die vertrauenswürdig sei, "die gut arbeitete, die gute Ergebnisse hatte". Dabei habe Kerviel "von Anfang bis Ende gelogen", obwohl es immer glaubwürdig geklungen habe, wenn der Händler etwas erklärt habe. Als er selbst im April 2007 seine Arbeit als Chef der Abteilung "Delta One" begonnen habe, habe er keine Kenntnisse im Börsenhandel gehabt, sagte er. Dennoch sei seine Aufgabe gewesen, die Abteilung zu organisieren und die Zusammenarbeit mit anderen Stellen der Bank zu verbessern. Die Handelsbewegungen von Kerviel habe er nicht einsehen können. Um jede einzelne Operation zu überprüfen, hätte ein Betrugsverdacht bestehen müssen, sagte Cordelle.

Das Verfahren geht diese Woche zu Ende; weitere Vorgesetzte Kerviels sollten am Montagnachmittag aussagen. Die Spitze der Bank hatte sich stets auch mit dem Hinweis verteidigt, die direkten Chefs hätten die Vorgänge gekannt. Zudem hatte die Bank zu ihrer Verteidigung immer vorgebracht, dass ihr Kontrollsystem im Prinzip funktioniert habe, dass Kerviel sein Vorgehen aber geschickt verschleiert habe. Der direkte Vorgesetzte Cordelle hatte nach dem Skandal seinen Job verloren. Dem ehemaligen Händler Kerviel drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 375.000 Euro. (APA)