Bild nicht mehr verfügbar.

Sieben Mann, sieben Tore: Portugal gab Gas.

Foto: Reuters/Popov

Kapstadt - Rutschiger Boden macht den Ball und somit das Spiel bekanntlich schnell. Aber es war nicht nur dem strömenden Regen in Kapstadt zu verdanken, dass es schon zu Beginn an Torchancen nicht mangelte. Denn im Gegensatz zum defensiven 5-4-1-Abwehrbollwerk, auf das Nordkoreas Coach Kim Jong-hun gegen Brasilien baute und das fünfzig Minuten dichthielt, überraschten die Asiaten mit zart vorgetragenen Offensivabsichten.

Die Portugiesen, die auf den an der Hüfte verletzten Mittelfeld-Regisseur Deco vom FC Chelsea verzichten mussten, konnten die ihnen gegebenen Räume aber - noch - nicht effektiv nutzen. Cristiano Ronaldo hämmerte den Ball als Erster aufs nordkoreanische Tor, Ri Myong-guk klärte sicher (3.). Vier Minuten später segelte der Goalie bei einem Corner von Simao vorbei, Chelsea-Verteidiger Ricardo Cavalho köpfelte nur an die linke Stange.

Die Lust am Kontern nahm den Nordkoreanern die portugiesische Anfangsoffensive aber nicht. Cha Jong-hyok von Amrokgang Pjöngjang, dem Klub des nationalen Ministeriums für Staatssicherheit, verfehlte aus 25 Metern das Kreuzeck nur um Zentimeter (11.).

Nordkorea versteckte sich auch weiterhin nicht, also konnte Tiago in der 29. Minute Raul Meireles sehenswert auf die Reise schicken, und der 27-Jährige vom FC Porto schob den Ball locker unter Ri Myong-guk vorbei - 1:0.

Der erste WM-Treffer tat den Portugiesen derart gut, dass sie sich in der zweiten Hälfte in einen Rausch spielten. Simao mit rechts (53.), Hugo Almeida beim WM-Debüt per Kopf (57.) und Tiago, der am Sechzehner perfekt von Cristiano Ronaldo bedient wurde (60.), trafen innert sieben Minuten. Nordkorea war klarerweise ausgeschieden, die inferiore Abwehrleistung sollte sich aber nicht bessern. Cristiano Ronaldo, der so viele Bälle auf- und ablegte wie lange nicht, hatte seine Hetz, knallte den Ball aus 22 Metern ans Lattenkreuz (71.).

Aber erst nachdem Liedson genetzt hatte (81.), durfte auch der 25-Jährige von Real Madrid jubeln. (87.). Tiago besorgte den 7:0-Endstand (89.), es war der siebenthöchste Sieg der WM-Geschichte. Portugal reicht gegen die fix qualifizierten Brasilianer jedenfalls ein Remis, vielleicht sogar eine knappe Niederlage.

"Es war großartig zum Ansehen" , sagte Portugals Trainer Carlos Queiroz. "Aber noch sind wir nicht durch." Nordkoreas Kim Jong-hun nahm die Schuld für die Schlappe auf sich. "Ich habe nicht die richtige Strategie ausgegeben" , sagte er. "Unsere Spieler, glaube ich, haben ihr Potenzial ausgespielt." Nordkoreas Spieler, im WM-Viertelfinale 1966 mit 3:5 an Portugal gescheitert, werden sich nicht auf die Rückkehr freuen. Selten dürfte etwa Jong Tae-se, der "Wayne Rooney Asiens" , glücklicher darob gewesen sein, im Ausland beim japanischen Klub Kawasaki Frontale zu wirken, als an jenem 21. Juni 2010. (krud, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 22. Juni 2010)

Gruppe G (2. Runde):

Portugal - Nordkorea 7:0 (1:0). Kapstadt, Green-Point-Stadion, 60.000 Zuschauer, SR Pablo Pozo (Chile).

Torfolge: 1:0 (29.) Meireles 2:0 (53.) Simao 3:0 (56.) Almeida 4:0 (60.) Tiago 5:0 (81.) Liedson 6:0 (87.) Ronaldo 7:0 (89.) Tiago

Portugal: Eduardo - Miguel, Carvalho, Alves, Coentrao - Tiago, Mendes, Meireles (70. Veloso) - Simao (74. Duda), Almeida (77. Liedson), C. Ronaldo

Nordkorea: Ri Myong-guk - Cha Jong-hyok (75. Nam Song-Chol), Pak Chol-jin, Ri Jun-il, Ri Kwang-chon, Ji Yun-nam - Mun In-guk (58. Kim Yong-Jun), An Yong-hak, Pak Nam-chol (58. Kim Kum-Il) - Hong Yong-jo, Jong Tae-se

Gelbe Karten: Mendes, Almeida bzw. Hong Yong-jo, Pak Chol-jin