London  - Jürgen Melzer hat die nicht ungefährliche erste Hürde im mit 16,4 Mio. Euro dotierten Grand-Slam-Tennis-Turnier in Wimbledon letztlich souverän gemeistert. Der 29-jährige Niederösterreicher, der im dritten Major-Turnier des Jahres als Nummer 16 gesetzt ist, bezwang den Jamaikaner und Grand-Slam-Debütanten Dustin Brown mit 6:3,4:6,6:2,6:3 und trifft nun am Mittwoch auf den Serben Viktor Troicki, der den Russen Igor Kunizyn in drei Sets ausschaltete.

Brown liegt im Ranking zwar nur auf Platz 102, doch durch seine unorthodoxe Spielweise vermochte er Melzer durchaus zu fordern. Ärgern musste sich Österreichs Nummer 1 eigentlich nur im zweiten Durchgang, als er mit dem ungestümen Angriffsspiel des groß gewachsenen "Rastamannes" (Brown trägt ja lange Dreadlocks) Mühe bekam und Brown praktisch jeden gewonnenen Punkt ausgelassen feierte. Melzer gab den Satz ab, spielte danach aber seine überlegene Erfahrung aus und gewann die nächsten beiden Sätze in nur 48 Minuten. Er zeichnete sich vor allem durch seine Effizienz aus, verwertete sechs von zehn Breakbällen. Der Jamaikaner stürmte insgesamt 54 Mal ans Netz.

"Der ist gefährlich"

"Gegen einen solchen Spieler ist es immer schwierig, drei Sätze durchzuspielen und keinen zu verlieren. Der ist gefährlich, und wenn man gegen ihn einmal ein Break bekommt, kann es sein, dass man keine Chance mehr erhält, in den Satz zurückzukehren. So war es im zweiten", begründete Melzer den Satzverlust gegen Brown, der eine deutsche Mutter und einen jamaikanischen Vater hat. "Ich hatte am Anfang 0:30 bei seinem Aufschlag, die Möglichkeit aber nicht genützt. Und dann habe ich gleich ein Break bekommen. Aber ich glaube trotzdem, wenn man das ganze Match anschaut, dass ich verdient gewonnen habe."

Melzer beschrieb Browns selten zu sehende Spielweise wie folgt: "Er gibt dir überhaupt keinen Rhythmus, es kommt gegen ihn kein Spiel zusammen. Das ist das Schwierige gegen ihn." Aber er habe im dritten und vierten Satz seine Chancen dann gut genützt - "und das war entscheidend". Grundsätzlich findet er aber Spieler wie Brown nur gut für das Tennis. "Es braucht solche Typen. Das ist mal was anderes. Den Leuten gefällt es, wie er sich auf dem Platz präsentiert. Er bietet eine Show. Es ist nicht jedermanns Sache, sich so zu präsentieren." Darum müsse man schon aufpassen, um seine eigenen Emotionen in Zaum zu halten.

Nächster Gegner des Weltranglisten-16. ist nun der fünf Jahre jüngere Serbe Viktor Troicki, gegen den er seine bisherigen drei Duelle allesamt gewonnen hat. Das Selbstvertrauen stimmt nach dem Halbfinal-Einzug in Paris. "Selbstvertrauen ist immer wichtig, aber speziell auf Rasen. Ich möchte von Runde zu Runde schauen. Meine Auslosung ist okay. Wenn ich mein bestes Tennis abrufe, kann ich zumindest die dritte Runde erreichen", weiß Melzer. "Und dann wird es sehr eng. Aber es wäre schon sehr schön, ein Achtelfinale gegen den Herrn Federer zu spielen."

Melzers persönlicher Traum vom Achtelfinale gegen Federer wäre am Montag beinahe geplatzt, aber nicht wegen seiner eigenen Performance, sondern wegen jener von Federer gegen den Kolumbianer Alejandro Falla. Nach 0:2-Satzrückstand setzte sich Federer letztlich noch in fünf Sätzen durch. (APA)