Foto: Frank Collins

Washington - Sie tauchen mit Vorliebe dann auf, wenn die Zeiten schlecht sind. Und machen sie dann für uns Menschen noch einmal um einiges schlechter. So peinigten Körperläuse die Truppen Napoleons und Hitlers beim Rückzug aus Russland nicht nur mit lästigem Juckreiz, sondern steckten sie noch dazu mit Schützengrabenfieber an.

Körperläuse, deren lateinische Fachbezeichnung Pediculus humanus humanus lautet, können aber auch noch ein paar andere lästige Infektionskrankheiten übertragen. Das macht sie um einiges unangenehmer als ihre nächsten Verwandten, die Haarläuse, die sich vor rund 100.000 Jahren von ihnen abgespalten haben. Unklar ist aber weiterhin, ob die beiden verschiedene Arten sind, da sie sich weiterhin erfolgreich paaren können.

Eine endgültige Klärung dieser Frage liefert auch die Sequenzierung der DNA der Körper- oder Kleiderlaus nicht, deren Daten nun von einem internationalen Forscherteam im Fachblatt PNAS präsentiert wird.

Bei der Entschlüsselung des Laus-Genoms waren Forscher aus immerhin 28 Institutionen in Europa, den USA, Australien und Südkorea beteiligt - viel Aufwand für eine vergleichsweise einfache Aufgabe: Das Genom der Körperlaus ist nämlich kleiner als jedes andere bisher sequenzierte Insektenerbgut.

Dem entspricht auch die eher unterkomplexe Lebensweise der 4 mm langen Insekten, wie Entomologe Barry Pittendrigh von der University of Illinois erläutert: "Das Leben von Läusen ist sehr, sehr simpel. Sie nehmen nur eine Art von Nahrung zu sich, nämlich Blut." Deshalb seien auch die meisten Gene der Laus, die für Umweltreize zuständig sind, ziemlich unterentwickelt.

Das Riechen und Schmecken haben sich die Quälgeister und ihre Vorfahren in den vergangenen 25 Millionen Jahren abgewöhnt, als sie Primaten zu piesacken begannen. Seit rund 700.000 Jahren quält die Körperlaus ausschließlich uns. Womöglich liefert die Entzifferung der Laus-DNA nun Hinweise darauf, wie wir die Blutsauger endlich loswerden könnten. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 22. 6. 2010)