Die Schlacht um "Le Monde" hat begonnen. Gleich drei Bieter haben am Montag ihr Angebot für die Übernahme der ebenso angesehenen wie hochverschuldeten Pariser Abendzeitung eingereicht: Der erste ist eine von Präsident Nicolas Sarkozy favorisierte Investorengruppe um den Eigner des Nachrichtenmagazins "Le Nouvel Observateur", Claude Perdriel. Der zweite ist ein Sarkozy-kritisches Trio um den linken Kultursponsor Pierre Bergé. Dazu kam überraschend am Montag Daniel Monteux, der Eigner des Fachzeitschriftenverlags Groupe Revenu Multimédia (GRM).

Schon vor der Entscheidung ist klar: Der Besitzerwechsel bedeutet das Ende einer Epoche. Die 1944 im befreiten Frankreich gegründete "Monde" (Welt) ist die einzige französische Tageszeitung, bei der die Redaktion dank ihrer Anteile selbst die Geschicke bestimmte. Der Monde-Verlag benötigt aber 80 bis 100 Million Euro, um seine Schulden und die Gehälter bezahlen zu können.

Perdriel hat sich mit der teilstaatlichen France Télécom (Orange) und dem spanischen Verlag Prisa ("El Pais") verbündet, der schon 15 Prozent am Monde-Verlag hält. Das Trio biete um die 140 Millionen Euro, berichtet das Finanzblatt "Challenges", das Perdriel gehört. France Télécom will 50 bis 60 Millionen Euro beisteuern und ist vor allem am Internetgeschäft "Le Monde Interactif" interessiert.

Bergé, langjähriger Lebensgefährte des 2008 gestorbenen Modeschöpfers Yves Saint Laurent, tritt gemeinsam mit dem Bankier Matthieur Pigasse und dem Gründer des Internetanbieters Free, Xavier Niel, an. Dieses Trio will laut "Challenges" rund 100 Millionen Euro auf den Tisch legen.

Monteux ("Le Revenu", "Air et Cosmos") will 150 Millionen Euro investieren.

Politischer Einfluss

Der Bieterstreit wird in Paris auch als Kampf um politischen Einfluss interpretiert. Sarkozy hatte den Monde-Chef Eric Fottorino zu sich zitiert und klar gemacht, dass er einen Verkauf an Bergé und Co. missbilligt. Dabei soll Sarkozy auch gedroht haben, Hilfen für die Modernisierung der Monde-Druckerei von der Verkaufsentscheidung abhängig zu machen. Das wird vom Präsidentenpalast aber bestritten.

Bergé, der der Sozialistin Ségolène Royal nahesteht, wirft Perdriel vor, sich "vom Staat stützen" zu lassen, und erklärte: "Eine Zeitung darf nicht dem Befehl des Präsidenten unterworfen sein." Bergé will die Freiheiten der "Monde"-Redakteure garantieren. Monteux fordert dagegen das "Ende der Privilegien" der Redakteursaktionäre.

Neben "Le Monde" gibt der Monde-Verlag auch Zeitschriften wie "La Vie", "Télérama" oder "Courrier international" heraus. Der Verlag hat sich mit seiner Expansionspolitik allerdings übernommen, leidet unter der Werbeflaute und muss im Sommer Wandelanleihen tilgen, die er nicht mehr bedienen kann. Die Entscheidung über den Investor soll in einer Woche fallen. "Le Monde" bleibt in der Krise eine starke Marke: Die Zeitung gilt als Referenz in Paris. Täglich werden 400 000 Exemplare gedruckt und in 120 Ländern verkauft. (APA)