Siga, siga - wie der Grieche so schön sagt - aber so richtig entspannt sind die Touristiker derzeit nicht. Am Mittwoch streikt die Gewerkschaft der Seeleute. Reisende müssen mit erheblichen Problemen im Fährverkehr rechnen. Betroffen sind vor allem die Verbindungen in der Ägäis. Viele Inseln, die keinen Flughafen haben, sind für 24 Stunden von der Außenwelt abgeschnitten.

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Athen - Überall scheint in Griechenland derzeit nicht die Sonne. Vor allem die Touristiker haben es nicht leicht, steht doch das Land viel öfter in Zusammenhang mit Untergangsszenarien, denn mit Sonne, Meer und Entspannung in der Zeitung. Weniger Gäste in einer Bandbreite von minus 30 bis minus zehn Prozent werden für heuer befürchtet.

Drastische Folgen für die Wirtschaft

Weniger Urlauber haben für die Griechen aber drastische Folgen für die Wirtschaft. Der Tourismus macht immerhin 20 Prozent der Staatseinnahmen aus. 850 000 Arbeitplätze hängen vom Wohl und Weh der Reisebranche ab. Sind schmelzende Gästezahlen auch nicht erst seit heuer zu beobachten, schmerzen sie in harschen Zeiten wie diesen aber ganz besonders.

Zu teuer, seien sie geworden, für das, was sie bieten, wirft manch einer den Griechen vor. Nicht unerheblich für die Entscheidung des einen oder anderen, Urlaub bei den Griechen auf ein andermal zu verschieben, dürfte aber auch der heftige Widerstand in Griechenland selbst gegen das mittlerweile geschnürte Sparpaket sein. Die zahlreichen Streiks im heurigen Jahr, machten vermutlich dem einen oder anderen in Sachen Heimreise einen Strich durch die Rechnung. Und wer sitzt schon gerne nach Ende des Urlaubs in seinem Domizil fest, und sei es noch so schön.

Startschuss für Werbekampagne

Nun sagt man in Athen dem Touristenschwund den Kampf an. Geworben wird mit einer Kostenübernahmeerklärung im Falle eines Streiks. Wer im Land wegen eines solchen - oder auch wegen einer Naturkatastrophe über seinen eigentlichen Urlaub hinaus festsitze, dessen zusätzliche Ausgaben würden übernommen, umschmeichelt der neue Tourismusminister Pavlos Geroulanos am Montag potenzielle Gäste.

"Wir garantieren, für jegliche Extrakosten für Hotelzimmer und Verpflegung von jedem Besucher in Griechenland aufzukommen, selbst wenn er wegen eines Vulkans in Island festsitzt", sagte Geroulanos bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung einer neuen Werbekampagne.

In der Branche selbst steigt indes die Anspannung. Noch ist nicht sicher, wie man das heurige Jahr übersteht: "Der Preisdruck wird immer ärger", klagt eine Wirtin auf der Insel Samos. Die Betten im kleinen Familienhotel im Badeort Ireon füllt man vorwiegend mit Stammgästen - und mit Last-Minute-Touristen. Und die konnten in der Vorsaison über den einen oder anderen Reiseveranstalter um etwas mehr als 220 Euro pro Woche (inklusive Anreise aus Österreich und Frühstück) hier urlauben.  (Regina Bruckner)