Eine signifikant erhöhtes Auftreten von MS zeigt sich in Ländern, in denen pro Kopf besonders viel Margarine, Fleisch- und Wurstkonserven, Marmelade und Konfitüre, Schokolade und Bier hergestellt wurden.

Foto: Standard/Matthias Cremer

Berlin - Die verstärkte Produktion bestimmter Arten industriell verarbeiteter Lebensmittel - konkret von Margarine, Fleisch- und Wurstkonserven, Marmelade und Konfitüre, Schokolade und Schoko-Konfektionswaren, Bier sowie Zuckerkonfektionswaren - geht statistisch mit einem erhöhten Auftreten von Multipler Sklerose (MS) einher. Dieses Ergebnis einer Datenanalyse aus sieben EU-Ländern präsentierte der deutsche Epidemiologe Klaus Lauer heute auf dem 20. Meeting der Europäischen Neurologen-Gesellschaft (ENS 2010) in Berlin. „Diese Daten sind noch kein Beweis eines ursächlichen Zusammenhangs, aber ein klarer Hinweis darauf, dass ein solcher Zusammenhang bestehen könnte und daher eingehend untersucht werden sollte," soLauer.

Im Rahmen einer sogenannten „ökologischen Studie", der epidemiologischen Analyse von Sammeldaten größerer Regionen oder Bevölkerungskreise, verglich der Experte die Produktionszahlen der Lebensmittelindustrie und das Auftreten von MS in sieben EU-Staaten auf statistische Entsprechungen - mit differenzierten Ergebnissen. Eine signifikant erhöhtes Auftreten von MS zeigt sich in Ländern, in denen pro Kopf besonders viel Margarine, Fleisch- und Wurstkonserven, Marmelade und Konfitüre, Schokolade und Schoko-Konfektionswaren, Bier sowie Zuckerkonfektionswaren hergestellt wurden.

Kein statistischer Zusammenhang zeigte sich zwischen MS und dem Absatz von industriell verarbeiteten rohen Pflanzenölen und gehärteten Pflanzenfetten, Butter, Käse, Kondensmilch, Dosengemüse, Obst in Dosen und Gläsern, Weizenmehl, Biskuits, Rübenzucker, Kakaopulver, Eiscreme sowie Rauch-, Kau- und Schnupftabak. Sogar seltener als in anderen Ländern trat MS dort auf, wo besonders viel Dosenfisch sowie Spaghetti, Maccaroni und ähnliche Pasta-Produkte hergestellt wurden.

Eingehendere Untersuchungen notwendig

„Weil in ökologischen Studien nicht Individuen, sondern große Kollektive untersucht werden, kann daraus nicht direkt auf eine ursächliche Beziehung geschlossen werden", betont  Lauer. „Dafür sind wesentlich aufwändigere individuelle Studien nötig, bei denen untersucht wird, ob diejenigen, die später an MS erkrankt sind, davor tatsächlich mehr von bestimmten Lebensmitteln zu sich genommen haben als jene, die gesund geblieben sind. Eine epidemiologische Korrelation, wie wir sie nun nachgewiesen haben, ist aber jedenfalls ein ernst zu nehmender Hinweis auf eine solche Möglichkeit, dem unbedingt durch eingehendere Untersuchungen nachgegangen werden sollte." (red)