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Der Stein des Anstoßes: das Kunstprojekt von Ai Weiwei soll verhindert werden.

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Wien - Der Österreichische Alpenverein fordert die für den Schutz des Dachsteingipfels verantwortlichen Politiker und Behörden auf, keine Genehmigung für die Installierung eines vier Tonnen schweren Steinbrockens im Rahmen eines Kunstprojektes auf dem Berggipfel zu erteilen. Der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei transferiert im Rahmen des Festivals "Regionale 10" einen Fels aus China auf den Dachstein. Das Projekt soll am 11. Juli offiziell eröffnet werden.

Beim Österreichischen Alpenverein seien bereits eine Fülle von Schreiben, Beschwerden und Kritiken zu diesem Kunstprojekt eingegangen, heißt es heute, Dienstag, in einer Aussendung. Die "Inszenierung" erinnere an ähnliche Kunstprojekte in den vergangenen Jahren wie zum Beispiel die versuchte Vergoldung des Großglockners und technische Erhöhungen von Gipfeln. In diesem Zusammenhang warnt der Alpenverein vor der rasanten Zunahme derartiger hochalpiner Gipfelinszenierungen und dem Einsatz des Helikopters zum Steinbrockentransport. "Die Helikopterbewegungen können Auswirkungen auf das in Oberösterreich angrenzende Natura 2000 - Gebiet haben und die aus dem Transport resultierende negative CO2-Bilanz des Gipfels können die Gipfelgeher in den nächsten 1.000 Jahren nicht mehr wettmachen", hieß es von Seiten des Alpenvereins.

Das vier Tonnen schwere Felsstück soll am Donnerstag mit einem Schweizer Spezialhubschrauber auf den 2.995 Meter hohen Gipfel geflogen werden. Der in Peking verschiffte Fels, der sich beim Beben in der chinesischen Provinz Sichuan 2008 gelöst hatte und als Mahnmal für die 9.000 verstorbenen Kinder unter den Bebenopfern dienen soll, ist bereits mit einem Schwertransport unterwegs. Rund 50.000 Euro soll die Verwirklichung der aufsehenerregenden Kunstaktion kosten. Am 11. Juli wird der "Hohe Dachstein", wie der Programmpunkt des Festivals heißt, offiziell präsentiert.

Überdies wies das steirische Kulturfestival "Regionale X" die Kritik des Österreichischen Alpenvereins an dem Hubschraubertransport eines Felsbrockens im Rahmen eines Kunstprojekts auf den Gipfel des Dachstein zurück. Auch der Bescheid der zuständigen Behörden besage, dass keine Beeinträchtigung des Naturdenkmals Hoher Dachstein vorliege. Es sei ein Missverständnis, wenn das Projekt etwa mit der Vergoldung des Großglockner-Gipfels oder der künstlichen Erhöhung der Zugspitze verglichen werde, so ein Sprecher der "Regionale".

Die Niederlegung des Felsens im Gipfelbereich - ein Projekt des chinesischen Künstlers und Regimekritikers Ai Weiwei - thematisiere ja auch genau jene Unberührtheit: Der Ort und die Natur würden ja nicht beschädigt. Der Felsbrocken solle auch zur Debatte über verschiedenste Aspekte anregen, genau das sei der Zweck; etwa, dass 80 Prozent jener Bergsteiger, die auf den Gipfel gehen, in China oder Indonesien hergestellte Bergschuhe tragen. Im Rahmen des Projekts werden z. B. genau 100 Fragen per Telefon oder Mail an Ai Weiwei gestellt. (APA)L