Cleveland/Washington - Einen etwa 3,6 Millionen Jahre alten Vorfahr des Menschen haben Forscher in Äthiopien ausgegraben. Das Teilskelett eines Mannes ist rund 400.000 Jahre älter als die berühmte Lucy, die lange Zeit als der älteste bekannte Urahn des Menschen galt, bevor sie im vergangenen Jahr vom 4,4 Millionen Jahre alten Ardi (Ardipithecus ramidus) abgelöst wurde. Der neue Fund wurde Kadanuumuu getauft ("großer Mann" in der äthiopischen Afar-Sprache) und "konnte fast wie der moderne Mensch gehen", erläuterte Forschungsleiter Yohannes Haile-Selassie vom Naturkundemuseum in Cleveland (US-Bundesstaat Ohio).

Das Team präsentiert den Fund, der seit 2005 ausgegraben wurde, in den aktuellen "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (PNAS). Kadanuumuu gehört demnach wie Lucy zur Hominidenart Australopithecus afarensis, war mit 1,52 bis 1,68 Meter aber deutlich größer als seine "Urenkelin" (1,07 Meter).

Schlussfolgerung

"Als Ergebnis dieser Entdeckung können wir nun zuversichtlich sagen, dass Lucy und ihre Verwandten fast so geübt waren, auf zwei Beinen zu gehen, wie wir es sind, und dass die Verlängerung unserer Beine früher in der Entwicklung stattgefunden hat als ursprünglich angenommen", erklärte Haile-Selassie. Bei der kleinen Lucy hatten manche Forscher an der Fähigkeit zum aufrechten Gang gezweifelt.

Die detaillierte Auswertung des "Ardi"-Skeletts war von der Redaktion des US-amerikanischen Wissenschaftsmagazins "Science" zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres 2009 gekürt worden. Überrascht hatten die Forscher festgestellt, dass auch Ardi bereits aufrecht ging, aber noch sehr "primitive" Füße (inklusive Greifzeh) hatte. Die genauen Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Ardi und Lucy sind noch nicht geklärt. (APA/red)