Das Weiterzappen geht in den Fußballwochen noch schneller als sonst. Für Nicht-WM-Interessierte fallen Programme halbtagsweise einfach flach, weg, futsch. Die Fernsehlage wird somit übersichtlicher - und das hat wiederum sein Gutes. Die Aufmerksamkeit verschiebt sich ins Abseits (hihi!), zu Sendern, die bisher wenig charakteristisch erschienen und/oder dies werden wollen.

So etwa TW1, der anfangs auf Tourismus und Wetter spezialisierte Spartenkanal des ORF. Nach dem soeben beschlossenen neuen ORF-Gesetz wird er zum Kultursender umfunktioniert, was sich in sachten Einprogrammierungen bereits bemerkbar macht.

Seit 7. Juni sind werktags bis zu vier Mal pro Tag Sepp Dreissingers Minutenporträts zu sehen. Eine Errungenschaft, die man 2011, wenn es mit dem Kultursender los geht, bitte beibehalten sollte. Sepp Dreissinger, der die schönsten schwarz-weiß Porträtfotos österreichischer Künstler/innen gemacht hat, befasst sich seit einigen Jahren vermehrt mit dem Medium Film.

Aus Projekten wie den "filmischen Burgschauspielerfotos" zu Klaus Bachlers Zeiten entwickelte Dreissinger das Format der Minutenporträts und daraus wiederum seinen ersten Film, der bei der Diagonale 2006 als beste Kurzdoku ausgezeichnet wurde: artgenossen. 35 minutenporträts. Es ist eine hervorragende Idee, dies ins Fernsehen zu übernehmen, das formal ohnehin viel zu wenig irritiert.

Andreas Okopenko blickt so wie 35 andere auch stumm, aber forsch eine Minute lang in die Kamera und bezwingt dabei jenen Rahmen, der einem im Foto eben verpasst wird. Am Mittwoch folgen Birgit Doll, Otto Tausig und Ignaz Kirchner. (Margarete Affenzeller/DER STANDARD; Printausgabe, 23.6.2010)