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Lewis Hamilton im ehemaligen Segelrevier des America's-Cup unterwegs.

Foto: EPA/JAN WOITAS

Valencia - In der spannendsten Formel-1-WM seit langem ist der Wechsel an der Spitze der Gesamtwertung eine der wenigen Konstanten. Vor dem Großen Preis von Europa am Sonntag in Valencia (14.00 Uhr, Live ORF1, Sky und RTL) ist Lewis Hamilton bereits der fünfte Fahrer, der in dieser Saison als Führender zu einem Rennen anreist. "Es ist toll, die WM anzuführen. Aber ich muss ehrlich sein, die Formel 1 ist derzeit so hart und so umkämpft, dass man das nicht als selbstverständlich hinnehmen kann", ist sich der McLaren-Fahrer bewusst.

Vor dem Weltmeister von 2008 zierten bereits Fernando Alonso im Ferrari, dessen Teamkollege Felipe Massa, Hamiltons Partner Jenson Button und Mark Webber im Red Bull Platz eins der Fahrerwertung. Nur Vizeweltmeister Sebastian Vettel wartet im zweiten Red Bull noch als einziger Pilot aus den drei Top-Teams auf den Sprung nach ganz oben.

Doch was noch nicht ist, kann schon sehr schnell werden: Auch nach dem neunten von 19 Saisonrennen im Hafen von Valencia ist der nächste Führungswechsel möglich. Denn Hamilton (109 Punkte) und den fünftplatzierten Vettel (90) trennen gerade einmal 19 Zähler - weniger als die 25 Punkte, die man für einen Sieg einstreicht. Zwischen dem Briten und dem Deutschen liegen noch Button (106), Webber (103) und Alonso (94) in der Rangliste.

Mercedes will auch noch mitmischen

Und auch Mercedes-Teamchef Ross Brawn meldet sein Team und seine Fahrer Nico Rosberg (6. Platz/74) und Michael Schumacher (9./34) noch längst nicht aus dem Titelrennen ab. "Durch das neue Punktsystem liegen wir immer noch in Schlagdistanz zu den Führenden in der Meisterschaft", sagte Brawn. Der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage sei klein. "Diese Lücke müssen wir schließen."

Vettels Teamkollege Webber geht allerdings davon aus, dass sich schon bald einige Fahrer aus dem Kreis der Titelkandidaten verabschieden werden. Nach 70 Prozent der Meisterschaft werden es nach seiner Meinung nach nur noch drei Piloten sein, die um den Titel fahren. "Und wenn es nur noch ein paar Rennen gibt, wird es zum Zweikampf", sagte der Australier der Online-Ausgabe des Fachmagazins "auto, motor und sport".

Ob er und Vettel am vorhergesagten Titel-Duell teilnehmen, ist derzeit offen. Zu Beginn der Saison galt Red Bull als das dominante Team. Doch der Rennstall hat zu wenig aus seiner Überlegenheit gemacht. Die Konkurrenz hat aufgeholt - und McLaren Red Bull sogar überholt. "Wir sind in guter Form", behauptet Teamchef Christian Horner dennoch. "Die Saison ist noch lang."

Team der Stunde ist McLaren. Die beiden Doppelerfolge durch Hamilton und Button in Istanbul und in Montréal haben die Briten selbstbewusst gemacht und ihnen auch die Führung in der Konstrukteurswertung eingebracht.

"Mit der stetigen Weiterentwicklung des Autos gehe ich davon aus, dass wir bei den meisten der verbleibenden Rennen eine Bedrohung sein können", kündigte Teamchef Martin Whitmarsh an. Auch der Straßenkurs in Valencia gilt wie die Strecke in Montreal als gutes Pflaster für die McLaren-Boliden.

Die Hoffnung bei Red Bull ist der F-Schacht. Bei dem von McLaren entwickelten System kann der Pilot während der Fahrt die durch einen Einlass am vorderen Teil des Autos strömende Luft gezielt zum Heckflügel lenken und dadurch den Abtrieb erhöhen oder verringern. Die Konstruktion soll auf den Geraden ein Plus von bis zu zehn Stundenkilometern bringen.

Neue Teile, neue Hoffnung auch bei anderen Teams: Ferrari kommt mit einer überarbeiteten Version ihrer bisherigen "roten Göttin" nach Valencia. Alonso will bei seinem zweiten Heimrennen nach dem Barcelona-Grand-Prix seinen Aufwärtstrend nach dem dritten Platz in Montréal weiter fortsetzen.

Und auch Mercedes, nach Platz sechs für Rosberg und Rang 13 für Rekordweltmeister Schumacher in Montréal nur noch vierte Kraft, kommt mit Neuerungen am Silberpfeil. "Wir werden mit einigen Updates an unserem Auto anreisen, die uns zu einer verbesserten Performance verhelfen sollten", sagte Schumacher, der in Valencia Neuland betritt. Die spanische Stadt kam erst 2008 in den Kalender, zwei Jahre nach Schumachers erstem Rücktritt. Der 41-Jährige bleibt gelassen: "Neue Strecken waren nie ein großes Problem für mich." (APA/dpa)