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Devendra Banhart

Foto: AP /Matt Sayles

Wien - Er singt von psychedelischen Tintenfischen und posiert gelegentlich in Frauenkleidern. Vieles deutet darauf hin, dass der in Caracas und Los Angeles aufgewachsene Songwriter Devendra Banhart ein Scherzkeks ist. Dass er sich am Dienstag in der ausverkauften Szene Wien in einem MC-Hammer-Leiberl und dem Hang zu übertriebenen Phrasierungen zeigte, schien den Verdacht zu bestätigen. Doch nachdem seine vier Begleitmusiker nach einigen von soundtechnischen Schwierigkeiten geprägten Songs die Bühne geräumt hatten, zeigte Banhart, allein mit akustischer Gitarre und Keyboard, dass sein Wirken vielmehr von einer kindlichen Ernsthaftigkeit getrieben wird.

Bärtig und langhaarig war er 2002 als verspäteter Hippie mit Wanderklampfe erschienen und bald - Name, Aussehen und das Zusammenstellen der Compilation The Golden Apples of the Sun trugen allesamt ihr Scherflein bei - zum Guru des sogenannten Freak-Folk ernannt worden. Innerhalb von nur vier Jahren veröffentlichte er fünf Alben auf denen er Folk, Samba, Reggae, Gospel und mehr zu einem homogenen Ganzen verschmolz. 2009 brachte mit What Will We Be sein bisher letztes Album heraus, der Auftritt in Wien war wiederum sein erster hierzulande.

In der Ruhe liegt die Kraft

Von seiner Band, den Grogs, an zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug unterstützt, präsentierte der mittlerweile rasierte Charismatiker seine auf Platte zumeist sehr luftige Musik deutlich rockiger. Dadurch gingen viele Feinheiten im Wummern der Bässe unter, wirklich groß wurde durch die Pimp-My-Song-Behandlung nur der Achtminüter Seahorse, ein Highlight des Abends. Potenzielle Sommerhits wie 16th & Valencia Roxy Music verloren hingegen viel von ihrem Charme.

Mehr Kraft wohnte dem akustischen Zwischenspiel inne, als der Weltenbummler, der eben noch launig mit den Zuhörern schäkerte, nach ein, zwei Grimassen wirklich in seinen Songs über gelbe Spinnen und die große Liebe aufging. Wenn er sich dann noch kurz verspielte oder erklärte, die folgende Nummer von Johnny Thunders sei sicher auch ein Lieblingslied des Publikums, machte sich schnell ein wohliges Gemeinschaftsgefühl im Saal breit. Dass schließlich auch ein Nachwuchsmusiker aus der begeisterten Menge für einen Soloauftritt auf die Bühne gebeten wurde, passte da nur zu gut.

Auch Banharts musikalische Mitstreiter durften im Laufe des Abends in den Vordergrund. Drei der vier Grogs bekamen Gelegenheit, je einen eigenen Song zu singen. Allesamt von ihrem Bruder Nr. 1 als "very good" angekündigt, konnten sie sich ebenso nahtlos in das bunte Programm einfügen, wie ein Cover von Taylor Daynes Tell It To My Heart.

Dieses ließ, zusammen mit Banharts dazugehörigen Tanzeinlagen, wiederum den Verdacht aufkeimen, dass dem Devendra doch der Schalk im Nacken sitzt. (Dorian Waller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.6.2010)