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Verteidigungsminister Guttenberg besucht die  Besatzung der Fregatte "Hessen", die mit dem Flugzeugträger USS Harry S. Truman im Mittelmeer kreuzt.

Foto: AP/Fabrizio Bensch

Dass Deutschland eisern sparen muss, wird sich auch bei der Bundeswehr bemerkbar machen. Offenbar will der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) seinen Spar-Auftrag gründlich erledigen und plant noch tiefere Einschnitte, als bisher schon diskutiert wurden. Eine Verkleinerung der 250.000 Mann (und Frau) starken Armee um 100.000 Kräfte sei "eines der Szenarien, die durchgerechnet werden" , erklärt er nun.

Die Welt hat schon mal nachgerechnet, was das bedeuten würde: Das Heer wird auf 47.000 Soldaten halbiert, Luftwaffe und Marine würden mehr als die Hälfte ihrer Einsatzkräfte einbüßen. In den Bereichen "Unterstützung und Dienstleistung" fielen zwei Drittel der Stellen weg, es blieben nur noch 26.000 Mann übrig. Zwar versichert Guttenberg, dass das Sparziel "minus 100.000 Mann" noch "nicht in Stein gemeißelt" sei. Doch Generalinspekteur Volker Wieker schwört die Truppe laut Medienberichten schon darauf ein, dass sie künftig nicht mehr 250.000, sondern nur noch 150.000 Mann zählen werde.

Kein Sparen ohne Reform

Für Guttenberg ist jetzt schon klar:Mit einer derart vom Sparschwein angeknabberten Truppe, wird die Wehrpflicht nicht aufrecht erhalten zu sein. Dass sich die Strukturen der Bundeswehr ändern müssten, sei eine "grundsätzlich erkannte Notwendigkeit" , meint er und sagt auch: "Sparen ohne Reform ist nicht denkbar."

Doch es geht Guttenberg nicht nur um‘s Budget. Er sieht auch die veränderten Schwerpunkte der Bundeswehr: Weg von der Friedens-, hin zur Einsatzarmee: "Bei einer hochprofessionellen, bestens ausgerüsteten und flexiblen Einsatzarmee haben Sie kaum noch Kapazitäten, Rekruten auszubilden" , sagt er. Denn jene jungen Männer, die sich zur Grundausbildung melden, werden nicht für Auslandseinsätze verpflichtet. Die Bundeswehr muss quasi doppelte Arbeit leisten.

Allerdings macht sich Guttenberg mit seinen Überlegungen, die Wehrpflicht abzuschaffen, in den eigenen Reihen wenig Freunde. "Wir können nicht alle paar Monate unsere politischen Entscheidungen verändern. Das gilt für die Wehrpflicht genauso wie für die anderen Bereiche" , rüffelte ihn vor kurzen CSU-Chef Horst Seehofer. Auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) kritisiert den Minister. Die Wehrpflicht sei "das Instrument, Gesellschaft und Bundeswehr miteinander zu verbinden." Kanzlerin Angela Merkel tendiert ebenfalls zur Beibehaltung. Eine Änderung kommt dennoch im Juli: Wehr- und Zivildienst werden von neun auf sechs Monate verkürzt.  (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2010)