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"Halb voll oder halb leer?", fragen sich manche Forscher beim Blick aufs Konto.

Foto: AP/Bela Szandelszky

London - In den USA werde der junge Forscher zwar besoldet, schrieb der deutsche Soziologe Max Weber 1919 in seinem klassischen Essay "Wissenschaft als Beruf", das Gehalt entspreche allerdings "kaum der Höhe der Entlohnung eines nicht völlig ungelernten Arbeiters". Das sei immer noch besser als in Deutschland, wo Jungwissenschafter am Beginn ihrer Karriere sich auf gar kein Gehalt einstellen sollten.

Das war vor knapp 100 Jahren, in denen sich so manches verändert hat: Forschung ist in der Wissensgesellschaft längst nicht mehr die Beschäftigung von einigen Zehntausenden, sondern von Millionen weltweit. Und sie wird auch ziemlich anständig entlohnt, wie die erste globale Wissenschafter-Umfrage des britischen Wissenschaftsmagazins "Nature" mit 10.500 Teilnehmern zeigt.

Zwar liegen die Jahresgehälter eines Postdocs an der Universität international gerade einmal bei 30.000 bis 35.000 Euro jährlich. Dann geht es an den Universitäten je nach Kontinent ziemlich weit nach oben. Am besten sieht es nach wie vor in Nordamerika aus, wo ordentliche Professoren im Schnitt mit umgerechnet rund 100.000 Euro rechnen können. Nicht ganz so gut geht es ihren Kollegen in Europa und Asien (siehe die linke Grafik).

Was es zu Webers Zeiten auch noch nicht gab, war die erhebliche Zahl von Forschern in der Industrie, die im direkten Vergleich deutlich mehr verdienen als ihre Kollegen, die an der Uni geblieben sind. Die Schere ist dabei in den USA am größten, in Großbritannien und Japan am kleinsten (rechte Grafik). Die höchste relative nationale Kaufkraft haben übrigens Forscher in Südkorea.

Eine erhebliche Schere gibt es aber auch in der Bezahlung von Forscherinnen und Forschern: Die Daten bestätigen nach wie vor bestehende Gehaltsunterschiede, die je nach Land (für 16 Länder gibt es solide Daten; Österreich wurde nicht ausgewertet) zwischen 18 und 40 Prozent liegen.

Das Geld ist laut der "Nature"-Umfrage für die Zufriedenheit der Forscher zwar wichtig, aber nicht alles. Wichtiger ist den Wissenschaftern Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen. Dann kommt das Geld und dann die Möglichkeit zum unabhängigen Forschen.

Über alle Kategorien hinweg (wie Krankenvorsorge, Karenzmöglichkeiten oder Arbeitszeit) zeigten sich die dänischen Forscher am zufriedensten, danach folgen ihre Kollegen aus den Niederlanden und Schweden. Am unteren Ende findet sich abgeschlagen Japan. Vergleichsweise unzufrieden sind die Forscher in den aufstrebenden Wissenschaftsnationen China und Indien. Aber da wurde es in den letzten Jahren deutlich besser. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2010)