Foto: STANDARD/Hendrich

Aufgaben erledigen, essen und spielen wird sowohl in Horten als auch an "Offenen Schulen" angeboten. Viele Eltern wollen ihre Kinder am Nachmittag lieber im Hort betreuen lassen.

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Andrea Lechners Töchter werden ab dem Herbst die Offene Volksschule Hadersdorf im 14. Bezirk besuchen. Nur am Nachmittag werden die sechs und neun Jahre alten Mädchen künftig an unterschiedlichen Orten betreut - und damit ist die Wienerin alles andere als zufrieden.

"Ich sehe nicht ein, warum meine größere Tochter, die in die 4. Klasse kommt, weiterhin nach der Schule den Hort besuchen kann, meine jüngere in die Nachmittagsbetreuung in der Schule gehen muss", sagt Lechner. Bisher habe es schließlich auch die Möglichkeit gegeben, die Form der Betreuung nach Unterrichtsende frei zu wählen. Noch dazu sei seitens der Schulleitung bisher stets signalisiert worden, dass man aus Platzgründen ohnehin nicht unglücklich sei, wenn ein Teil der Kinder den städtischen Hort zwei Häuser weiter besucht.

Mittags in andere Schule
"Im Hort haben die Kinder zu Mittag gegessen, danach wurden die Hausaufgaben erledigt", schildert Lechner. In der Schule gebe es weder eine Küche noch einen Speisesaal, die Kinder müssten zum Essen in eine benachbarte Sportmittelschule ausweichen. Im Schulgebäude, so Lechner, würden die Kinder zudem nicht von Hortpädagoginnen, sondern von Mitarbeiterinnen des Vereins Wiener Kinder- und Jugendbetreuung betreut.

Bei der Volksschule Hadersdorf handle es sich um eine sogenannte Offene Schule, sagt Michaela Zlamal, Sprecherin des zuständigen Stadtrates Christian Oxonitsch (SP). Bei dieser Schulform findet nach Unterrichtsende die Lernbetreuung und Freizeitgestaltung an der Schule statt.

Warum es dann in Hadersdorf überhaupt eine Wahlmöglichkeit gegeben hat? "Wir wollen diese Mischformen jetzt allmählich auslaufen lassen", sagt Zlamal. Es werde auch weiterhin Halbtagsschulen mit anschließendem Hortbesuch geben und eben "Offene Schulen". Außerdem seien die Eltern im 14. Bezirk über die Umstellung informiert worden.

"Es hat immer geheißen, dass wir bis Ende Mai eine Zusendung bekommen", sagt Andrea Lechner. Erhalten hätten diese die Eltern allerdings bis heute nicht. Intern sei die Änderung offenbar schon seit März bekannt gewesen.

"Ich verstehe diese Nichtkommunikation mit den Eltern nicht", sagt Claudia Smolik, die Kinder- und Jugendsprecherin der Wiener Grünen. Offene Schulen seien kein schlechtes Konzept, man müsse den Eltern aber auch weiterhin die Wahlfreiheit lassen. Smolik: "Man kann über Eltern nicht derart drüberfahren."

Obwohl sich bei der Volksbefragung im Februar 73 Prozent für die flächendeckende Einführung von Ganztagsschulen ausgesprochen haben, stößt die Umwandlung von Halbtags- in Ganztags- oder Offene Schulen immer wieder auf den Widerstand der Eltern. So versuchte sich im Vorjahr eine Elterngruppe in der Volksschule Bendagasse im 23. Bezirk, die ihre Kinder weiterhin im Hort betreuen lassen wollten, gegen die Nachmittagsbetreuung an der Schule zu wehren - ohne Erfolg. In der Ferrogasse in Währing konnten sich die Mütter und Väter zu Jahresbeginn hingegen durchsetzen - ihre Sprösslinge dürfen weiter den Hort besuchen. Es wurde lediglich die beste Lösung für den Standort überprüft, hieß es damals seitens der Wiener SP, die Prüfung habe ergeben, dass in der Ferrogasse eben ein Hort die beste Lösung sei.

Das Problem endet für Andrea Lechner jedenfalls nicht mit dem Schuljahr. "Bisher wurden die Kinder auch in den Ferien im Hort betreut", das sei an der Volksschule Hadersdorf nicht mehr möglich. Ferienplätze gebe es zwar in der Schule Hochsatzengasse. "Aber das ist organisatorisch nicht zu schaffen", so Lechner, "ich bräuchte eine Stunde länger, um meine Töchter hinzubringen und abzuholen - außerdem endet die Betreuung um 17 Uhr und nicht wie bisher im Hort um 17.30 Uhr."(Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, Printausgabe, 24.6.2010)