Es war in den letzten Jahren gelebte Praxis: Die Einheit der Kirche endete gern an den diözesanen Grenzen. Kein bischöflicher Laut zu Vorgängen beim Nachbarn. Vor allem nicht in Zeiten der Krise. Man wolle keine "klugen" Ratschläge geben. Weniger verklausuliert: Stets war man froh, dass es beim Kollegen raucht und nicht in der eigenen Kirche Feuer am Dach ist. Das Problem dabei: Die Schäfchen kümmern die klerikalen Grenzen wenig, bei Problemen wird kollektiv ausgetreten - österreichweit.

Umso bemerkenswerter also jetzt, dass die jüngste Krise tief genug war, erstmals ein gemeinsames Maßnahmenpaket zu schnüren - über ungeschriebene Kirchengesetze hinweg. Das klare Bekenntnis aller Diözesen und die Entscheidung der Orden, über die eigene Rechtsträgerschaft hinaus, sich dem gemeinsamen Weg aus der Krise anzuschließen, hat letztlich Kardinal Schönborn die Möglichkeit gegeben, die neuen Richtlinien - trotz kritischer Stimmen - durch die Bischofskonferenz zu bringen.

Die neue Geschlossenheit, selbst wenn deren Grundlage der massive Druck auf die Kirche war, lässt hoffen. Vor allem für weitere, dringend notwendige Reformschritte. Es gilt jetzt, gemeinsam an einer Brücke zu bauen. An einer Verbindung zwischen kirchlicher Tradition und Moderne. Stabilität garantiert dabei, sich stets bewusst zu machen, dass sich die Einheit der Christen nicht mit Grenzen in den (Bischofs-)Köpfen verträgt. (Von Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 24.6.2010)