Wien - Der Energieversorger EVN will künftig noch mehr Strom selbst erzeugen und setzt dabei vorwiegend auf erneuerbare Energien. In den nächsten Jahren will das zu 51 Prozent dem Land Niederösterreich gehörende Unternehmen 800 Mio. Euro investieren, 200 Millionen in neue Windräder, 600 Millionen in Bau und Revitalisierung von Kleinwasserkraftwerken. "Zusammen mit Partnern wollen wir auch Pumpspeicherkraftwerke errichten" , kündigte EVN-Chef Burkhard Hofer bei der Präsentation des Vorhabens an, ohne Details zu nennen.

Niederösterreich zieht mit

Genaue Details zur geplanten Kapitalerhöhung, Voraussetzung für die geplante Ausweitung der Stromerzeugung der EVN, soll es nach Abschluss der Vorarbeiten geben, die über den Sommer laufen. Fix ist, dass die EVN ihr Grundkapital von derzeit 300 Mio. Euro durch Ausgabe von 16,3 Mio. junger Aktien anheben wird. Gemessen am derzeitigen Aktienkurs sollten dem Unternehmen rund 200 Mio. Euro an Eigenmitteln zufließen - die Hälfte vom Land Niederösterreich, das bei der Kapitalerhöhung mitzieht.

"Das Landesbudget wird dadurch nicht belastet, die 100 Millionen werden von der Finanzholding des Landes aufgebracht" , sagte Landeshauptmann Erwin Pröll. "Ich gehe davon aus, dass der Betrag durch eine starke Ausweitung der künftigen Dividende refinanziert werden kann."

Die Kapitalerhöhung wird laut Hofer zwischen "Ende September und Weihnachten" erfolgen - abhängig von der Situation auf den Kapitalmärkten und den Bemühungen der Energie Baden-Württemberg (EnBW), das von ihr gehaltene Paket an EVN-Aktien anzubringen. "Es wäre ideal, wenn wir die Transaktion der EnBW und die Kapitalerhöhung zeitlich bündeln könnten" , sagte Hofer.

Die EnBW hat sich vor rund einem Jahrzehnt an EVN beteiligt; seid einem Jahr stehen die Niederösterreicher auf der Verkaufsliste der Deutschen. Der neue Konzernchef Hans Peter Villis misst der Beteiligung in Österreich, die ursprünglich als Sprungbrett nach Südosteuropa betrachtet worden war, laut Handelsblatt keine strategische Bedeutung mehr bei.

Türkischer Markt

EnBW, die knapp 36 Prozent an EVN hält, setzt verstärkt auf den türkischen Markt und hat sich dort mit dem Versorger Borusan verbündet. EnBW wollte immer mehr Mitspracherechte bei EVN, biss beim Land Niederösterreich aber auf Granit.

Die 800 Millionen an geplanten Investitionen will die EVN zur Gänze in Österreich ausgeben. Derzeit produziert der Konzern insgesamt 1,5 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Quellen; bis 2020 soll sich die Aufbringung auf 4,5 TWh verdreifachen. Zum Vergleich: Zuletzt hat die EVN in Österreich 7,3 TWh Strom an Endkunden verkauft.

Bei Wind will die EVN ihre Erzeugungskapazität von derzeit 120 Megawatt (MW) auf 270 MW mehr als verdoppeln. An der Ybbs sollen nach derzeitigen Plänen bsi zu vier Kleinwasserkraftwerke gebaut werden, an der Erlach bis zu zwei. Am Kamp hat sich die EVN die Revitalisierung des Kraftwerks Rosenburg vorgenommen. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.6.2010)