Etwas fahrlässig habe ich, in einem Nebensatz zu Googles Bibliotheksprojekt mit der Nationalbibliothek, vergangene Woche davon gesprochen, dass man durch "anonymes Surfen" seine Daten vor Google (oder anderen Anbietern) schützen könne.
Gemeint war damit der "Privatmodus", auch "anonymes Browsen" getauft, den aktuelle Browser anbieten (unter "Extras" bei Firefox und Explorer, Einstellungen bei Safari, "Inkognito-Fenster" bei Google Chrome). Allerdings ist die dabei gebotene Anonymität relativ. Schon aus technischen Gründen kann man im Netz nie völlig anonym sein: Irgendeine Maschine muss schließlich wissen, an welcher IP-Adresse (die "Internetanschrift") die bestellten Datenpakete abzuliefern sind. Nur offline ist ein PC oder anderes Gerät tatsächlich anonym - sonst könnte man gar nicht surfen.
Anonym
Aber es gibt unterschiedliche Ausmaße dessen, was ein Server im Netz bei einem Besuch von uns erfahren kann, und der Privatmodus sollte diese Information auf ein Minimum reduzieren. So werden am Ende einer Session alle Cookies am eigenen PC (die Webseiten zum Sammeln von Information über das Benutzerverhalten dienen) gelöscht. Das erschwert es, Werbung entsprechend dem vergangenem Benutzerverhalten zu platzieren - in der Hinsicht wäre man dann "anonym".
In erster Linie dient aber der Privatmodus dazu, Persönliches vor anderen Benutzer am eigenen PC "anonym" zu machen. Wenn man im Internetcafé im Privatmodus Mail liest und eine Reihe von Webseiten besucht, können spätere Benutzer dies nicht nachverfolgen: Denn mit Ende der privaten Session werden diese Spuren getilgt. Im Übrigen können Cookies auch händisch gelöscht werden, oder überhaupt abgeschaltet werden (in den Optionen) - manche Webseiten funktionieren dann allerdings nicht mehr.
Komplizierte Tarnung
Selbst Google warnt davor, dass auch bei Benutzung des "anonymen Modus" "die von Ihnen besuchten Websites Aufzeichnungen über Ihren Besuch besitzen" - indem sie die IP-Adressen notieren, an die sie Information versandt haben. Das kann durchaus im Interesse des Benutzers liegen: Etwa "lernt" eine Suchmaschine so mit der Zeit, mehrdeutige Begriffe im Sinne unserer Interessen besser zu deuten und so unsere Fragen genauer zu beantworten.
Gibt es eine Art Tarnkappe, die man zum verschleiern der Adresse aufsetzen kann? Jedenfalls keine einfache, wie die Aktivierung des Privatmodus, und keinesfalls eine völlig wirksame. Viele IP-Adressen von PCs oder Handys sind ohnehin wechselnd, da man z. B. im Mobilfunknetz laufend unterschiedliche Adressen zugeordnet bekommt - nur im Protokoll des Mobilfunkers kann man dann ersehen, wer zu einer bestimmten Zeit eine konkrete Adresse verwendete.
Es gibt auch Dienste, die durch eine "Umleitung" der Anfrage die IP-Adresse anonymisieren, z. B. torproject.org oder surfeasy.info. Wasserdichter Schutz vor Ausforschung ist das keiner, je nach Rechtslage müssen diese Betreiber Auskunft geben. Was auch ein Gutes hat, wenn man Kriminelle ausforschen will. (Helmut Spudich, DER STANDARD/Kolumne, 24.6.2010)