Foto: Eva Zelechowski
Foto: Eva Zelechowski
Foto: Eva Zelechowski
Foto: Eva Zelechowski

Was haben Fidel Castro, Jesus und Abraham Lincoln gemeinsam? Sie sind oder waren Bartträger. In der Foto-Installation "Bart-Diskriminierung" demonstriert Juan Carlos Echandía Suárez wie Diskriminierung oder Vorurteile an Äußerlichkeiten festgemacht werden.

Von Jesus bis Rabbiner

Das Kunst-Kabarett-Projekt entstand im Rahmen seiner Diplomarbeit auf der Akademie der Bildenden Künste- Die Fotoausstellung zeigt den Kolumbianer in 20 Selbstporträts. Dabei schlüpft Suárez in die Rollen prominenter Bartträger wie Abraham Lincoln, Clint Eastwood und Zarathustra. Damit sich die Betrachter möglichst mit den dargestellten Personen identifizieren können, hat der Künstler, nach eigenen Angaben, bewusst Männer aus verschiedenen Regionen der Welt gewählt.

Pädagogischer Ansatz

Suárez, der sich selbst als "viajero" also Reisender bezeichnet, will in seiner Arbeit auf das Thema der Ausgrenzung und Diskriminierung aufmerksam machen. Er betont, dass das Akzeptieren oder stillschweigende Hinnehmen diverser Formen von Diskriminierung die Konfliktbereitschaft unter Menschen erhöht. Integration und die Akzeptanz von Diversität in der Gesellschaft sind Wege, um gegen Aggressivität und Diskriminierung anzukämpfen, so Suárez Dem Projekt liege außerdem ein pädagogischer Ansatz zugrunde, denn das Erwecken der Sinne über Bilder, Musik und Essen spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der Menschen als Personen innerhalb einer Gesellschaft., erklärt der Künstler. Mit internationalem Tanz-, Musik- und kulinarischem Begleitprogramm wurde die einwöchige Ausstellung zu einem lebendigen Ereignis, das die Menschen zum Austausch einlud.

Kunst-Kabarett

Humor betrachtet Suárez als das geeignete Mittel, mit Hilfe dessen er politische Kritik üben kann, ohne allzu aggressiv zu sein. In seinen Fotos setzt er gezielt den humoristischen Moment ein und lässt genug Spielraum für Interpretationen zu. Der Zigarre-paffende Castro oder der gegen Windmühlen kämpfende Don Quixote entlockt dem Betrachter durchaus das eine oder andere Schmunzeln.

Der Bart im symbolischen Wandel

Heute assoziieren viele Menschen - speziell nach den Anschlägen des 11. September - einen Bartträger mit Gefahr und Terror. Assoziationen und die Wahrnehmung von Symbolen sind historischen Ereignissen und dem Wandel der Mode unterworfen. Vor dem Bart Abraham Lincolns, des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten, erschrickt höchstwahrscheinlich kein US-Amerikaner. Auch der maskuline Cowboy trägt den Schnauzer- oder Vollbart als Ausdruck für Männlichkeit und Überlegenheit.

Gottes Botschaft und Hollywoodtrend

Viele bedeutende Persönlichkeiten sind ohne ihre Bärte gar nicht denkbar: Salvador Dali nannte seine seitlichen Bartspitzen die "Antennen" zum Empfang göttlicher Botschaften. Gegenwärtig feiert in Hollywood der Bart in veränderten Varianten ein Comeback, wie es die Trendsetter wie Brad Pitt, George Clooney oder Johnny Depp vormachen. Auch in manchen Teilen Österreichs führt der Bart keineswegs zu Ausgrenzung. Oder kann sich jemand einen Tiroler ohne Gamsbart-verzierten Hut und Vollbart vorstellen? (Eva Zelechowski, 24. Juni 2010, daStandard.at)