Jayapura - Ein in Baumkronen lebender Stamm von Jägern und Sammlern im Dschungel der indonesischen Provinz Papua existiert nun auch offiziell. Wie die indonesische Behörden am Donnerstag mitteilten, wurden bei der jüngsten Volkszählung 2.868 Indigene vom Stamm der Korowai erfasst. Sie lebten bisher fast ohne Kontakt zur Außenwelt.
Allerdings ließen die Beamten keinen Zweifel daran, dass sie die Situation ändern wollen: "Da wir jetzt wissen, wer und wie viele sie sind und wie sie leben, werden wir ihnen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung verschaffen - wie allen Indonesiern", sagte ein Provinzbeauftragter.
Holzhäuser in den Baumwipfeln
Zusammen mit christlichen Missionaren waren die Beamten im Mai auf die Hochebenen vorgedrungen, um die Korowai mit Hilfe von Zeichensprache zu befragen. Nach Angaben der Missionare, die schon seit Jahrzehnten von der Existenz des Stammes wissen, bauen die Korowai ihre Häuser aus Holz in den Wipfeln der Bäume, oft in 30 Metern Höhe. So schützen sie sich vor Mücken und wilden Tieren, aber auch vor den Angriffen verfeindeter Stämme. Sie ernähren sich von Blättern und Wild.
Noch bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 waren nach offiziellen Angaben nur 70 Prozent aller Menschen im indonesischen Teil der Insel Neuguinea erfasst worden. Aufstände gegen die Regierung in Jakarta verhinderten damals eine flächendeckende Zählung. Beim aktuellen Zensus wurden 250 Stämme auf der Insel registriert, von denen mehrere bisher sehr wenig Kontakt zur Außenwelt hatten. Allerdings locken die schöne Landschaft und die indigenen Bräuche immer mehr Touristen in die Region, in der außerdem große Waldgebiete von illegalem Holzschlag, Minenbau und Ölpalmen-Plantagen bedroht sind. (APA/red)