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Bei Toyota stehen die Bänder still. Die Arbeiter streiken und fordern höhere Löhne. Auch bei Honda tobt ein Arbeitskampf.
Tokio/Hongkong/Wien - Die Streikwelle bei ausländischen Unternehmen in China reißt nicht ab und macht vor allem Zulieferbetrieben immer mehr zu schaffen. Am Mittwoch standen wegen fehlender Teile bereits in mehreren Werken von Toyota und Honda die Bänder still. Ein Toyota-Werk in der Provinz Guangdong mit einer jährlichen Produktionskapazität von 360.000 Fahrzeugen liegt wegen des Arbeitskampfs beim Zulieferer Denso seit Dienstag lahm. Bei Denso wurde am Donnerstag die Produktion zum Teil wieder aufgenommen. Konkurrent Honda stoppte die Fertigung in zwei Werken seines Joint Ventures Guangqi Honda, die zusammen ebenfalls auf eine Kapazität von 360.000 Autos pro Jahr kommen.
Niedrige Löhne
Hintergrund der Streiks sind die niedrigen Löhne. Die 1200 Angestellten vom Toyota-Zulieferer Denso etwa kämpfen für eine Erhöhung ihrer Löhne auf umgerechnet 215 bis 227 Euro im Monat und bessere Zusatzleistungen. Derzeit verdienen sie zwischen 132 und 155 Euro. Eine Einigung sei derzeit nicht in Sicht.
Höhere Löhne haben sich derweil die Belegschaften von Hyundai und des chinesische Ablegers der Fastfoodkette KFC erkämpft. KFC zahlt seinen Mitarbeitern nach sechsmonatigen Verhandlungen 28 Prozent mehr Gehalt.
Wettbewerbsvorteil
Die zunehmende Streikbereitschaft in der Volksrepublik freut benachbarte Länder wie Indien und Vietnam. Sie erhoffen sich, davon auf lange Sicht zu profitieren. Denn der Kostenschub durch höhere Löhne bringe den anderen Ländern im Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen einen Vorteil, erklärt Tushar Poddar, Chefökonom der Investmentbank Goldman Sachs in Bombay im Handelsblatt. Auch Arthur Chiao, Geschäftsführer des taiwanesischen Verbands der Elektronikhersteller, warnt vor Produktionsverlagerungen seiner Mitgliedsfirmen aus China nach Indien, Indonesien und Vietnam.
Diese Ängste sind nicht unbegründet. Der Apple-Auftragshersteller Foxconn etwa musste die Löhne in China verdoppeln, um seine Arbeiter zu beruhigen, zudem wurden mehrere Fälle von Selbstmorden publik. Nun fokussiert Foxconn wieder stärker auf andere Länder als China und ist dabei, Investitionsvorhaben in der Höhe von fünf Milliarden Dollar (vier Mrd. Euro) in Vietnam wiederzubeleben, die wegen der Krise gestoppt worden waren.
Teuer geworden
"Viele Unternehmen klagen, China sei teuer geworden", sagt Jan Nöther, Chef der deutschen Außenhandelskammer in Vietnam. Ein Vergleich: Ein ungelernter Arbeiter im Industriegürtel um Hanoi bekommt rund 120 bis 150 Dollar Monatslohn, sein Kollege in Schanghai mindestens doppelt so viel. Als Billigstandort habe China deswegen noch lange nicht ausgedient, sagt Louis Kuijs von der Weltbank in Peking. Denn auch eine Standortverlagerung bringe für Unternehmen Kosten und gehe nicht von heute auf morgen. (bpf, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.6.2010)